Geplant habe ich es schon seit längerer Zeit, doch musste der Urlaub dazu passen. Im August 2017 war es dann endlich so weit, der Delphin 150 konnte in der Wismarer Bucht zu Wasser gelassen werden. Von der Marina Hohen Wieschendorf aus steuerte das Boot mehrfach in Richtung Insel Poel, ohne dass ich mich allerdings allzuweit raus traute: Gleich während des ersten richtigen Törns traf den Delphin bei lediglich Windstärke 3 eine heftige Bö von See, die das Boot fast umgeschmissen hätte.
Weit und breit kein anderes Schiff, nur ein paar Angler am Ende des Piers in etwa einem halben Kilometer Entfernung hatten Boot und Besatzung (hoffentlich) im Blick. Danach agierte ich dementsprechend vorsichtiger. Obwohl 1988 die Werbefotos für den Delphin 150 ebenfalls in der Wismarer Bucht aufgenommen wurden, ist nicht zu übersehen, dass es sich hier um ein Produkt für Binnenreviere handelt. Die Nutzung auf der Ostsee beschränkte sich weitgehend auf Leichtwindtage, die in der ersten Augusthälfte 2017 leider nur selten auftraten. Dann aber machte Segeln richtig Spaß. Durch das hohe Freibord des Faltboot-Rumpfs ist die Jolle gegen Spritzwasser recht unempfindlich und der Süllrand erweist sich als stabil genug, dass auch schwerere Bootsführer das Boot gegen den Wind ausreiten können. Die von MTW seinerzeit erwähnte Steifheit des Kiels bestätigt sich während solcher Manöver, ein deutlicher Unterschied zum Vorgänger Delphin 140!
In der Marina war der lediglich 3,7 Meter lange Delphin mit Abstand das kleinste Boot, die nächst größere Einheit stellte eine Ixylon-Jolle mit 5,1 Meter dar. Die geringen Abmessungen bringen beim Festmachen in der Box durchaus Probleme mit sich, die Abstände sind für deutlich größere Schiffe ausgelegt. Das textile Vorschiffdeck verhindert zudem ein einfaches Anlegen Bug voraus. Erst nach ein paar Versuchen erschien mir der rückwärts eingeparkte Delphin adäquat befestigt. Bewährt hat sich dagegen die selbstgemachte Persenning, die, anders als der in die Jahre gekommene Vorgänger, Wasser von oben zuverlässig fernhielt. Lediglich durch eine undichte Stelle am Schwertschlitz (wie ich inzwischen weiß) drang langsam etwas Wasser ein, so dass einmal täglich geschöpft werden musste. Dieses Loch wird zeitnah gestopft.
Eine Herausforderung stellt für Trailer-Neulinge wie mich das Zu-Wasser-Lassen dar. Üblicherweise fährt man den Trailer rückwärts die Sliprampe herunter ins Wasser, um dort dann das Boot abzuladen. Solche Manöver verursachen bei mir immer noch Schweißausbrüche… Als Kajakfahrer orientiere ich mich deshalb lieber an bekannten Lösungen. Noch vor der Sliprampe wird der Delphin vom Trailer geholt und auf einen breiten Kanu-Bootswagen gesetzt, hier habe ich mich von der Website Faltbootbasteln.de inspirieren lassen. Sobald der Wagen unter dem Schwertkasten sitzt, ist das Boot gut ausbalanciert und eine halbwegs kräftige Person kann das Gefährt problemlos die Rampe hinunter und auch wieder hinauf bewegen! Es versteht sich, dass für das Slippen nicht relevanter Ballast (z.B. Akku & E-Motor) erst anschließend zugeladen werden sollten.
Kommen wir abschließend zur elektrischen Antriebseinheit. Der 75 Ah AGM-Akku stellt eine hübsche Leistungsreserve zur Verfügung, doch die damit verbundenen 23,5 kg sind – wenn man ehrlich ist – zu viel des Guten. Man sollte auf jeden Fall eine geeignete Platzierung im Boot finden, so dass der Akku nicht mehr bewegt werden muss, sobald er einmal an Bord ist. Dabei ist der Akku unbedingt gegen Spritzwasser zu schützen und belastbar zu fixieren, z.B. mit einem Gurt am Schwertkasten. Denn wer möchte schon, dass sich ein kompakter halber Zentner bei Schräglage frei im Boot bewegt?
Der E-Außenborder Haswing Osapian 40 erweist sich im Hafen als praktische Rangierhilfe und bringt auf maximaler Stufe bei schönem Wetter einen nicht unbeträchtlichen Vortrieb zustande. Ein Fußgänger müsste sich anstrengen um Schritt zu halten. Frischt der Wind auf, merkt man auf Gegenwindkursen aber schnell, dass der Propeller von weniger als einem PS angetrieben wird. Bei der abschließenden Schlechtwetterfahrt vom Hafen zur Sliprampe gegen den Wind bei Windstärke 4 bis 5 sowie entsprechendem Wellenschlag hätte man entspannt neben dem Boot herschlendern können, für so etwas sind E-Antriebe dieser Größenordnung nicht wirklich geeignet!
Nicht überzeugen konnte mich die gewählte Befestigung des E-Motors heckzentriert an der Position des Ruders. Beim Wechsel von Motor zu Ruder und zurück geht viel Zeit verloren, einmal hat es uns fast auf Legerwall getrieben. Zudem verkratzen die Befestigungspunkte des E-Motors zunehmend die Aluhalterung für das Ruder. Ich werde deshalb eine seitliche Motorbefestigung anbringen, so dass beim Wechsel der Antrieb jeweils nur hoch oder herunter geklappt werden muss.
150er Eigner Jörg und meine Wenigkeit segelten seine Faltjolle auf dem Schwarzer Falter Treffen. Wir fuhren in den Zethner See hinein. Dann flaute der Wind ab und neigte verstärkt zum Drehen. Unter diesen Bedingungen waren wir nicht in Lage, wieder zurück zu kreuzen. Das Boot machte weder ausreichend Fahrt noch Höhe. –
Am nächsten Tag versuchten es zwei andere Segler mit dem 150er. Sie drifteten immer weiter in den Vilzsee hinein und kamen schließlich, wie wir tags zuvor, paddelnd zurück. –
Ich vermute, dass es das Beste ist, wenn man den 150er zum Segeln so wenig wie möglich belädt. Mit anderen Worten, man segelt am besten allein. –
Der lange 110er segelt m.E. nach etwas besser, ist aber für eine Jolle etwas kippelig. –
2018 segelten 2 Brüder die Faltsegeljolle Delphin 140 auf der PLAUER SEGELWOCHE. Bei unterschiedlichen Windverhältnissen brauchten sie weder Motor noch Paddel. –
Von allen mir bekannten Faltsegeljollen segelt der Klepper Passat am besten. Es war aber MTW, die den besten Faltbootsegler aller Zeiten baute. Ich meine natürlich den Katamaran Scalare 250. Der Oldtimer aus den 60ern ist noch heute schnell und läuft problemlos Höhe. Man bekommt ihn sogar ins Gleiten!
Grüße
Ralph