Einen Gutteil unseres Sommerurlaubs haben wir dieses Jahr am Plauer See in Brandenburg verbracht. So nah am Wasser darf ein Faltboot natürlich nicht fehlen, unser MTW Delphin 85 reiste auf dem Autodach mit. Während am ersten Probepaddeln auf dem See noch die komplette Familie teilnimmt, erklärt der Nachwuchs einen Tag später angesichts der zwischenzeitlich ausgepackten Segelanlage, dass das im Hafen liegende Tretboot doch viel interessanter sei… Das war es dann mit dem gemeinsamen Kajaksegeln: Da ein Erwachsener zur Beaufsichtigung des renitenten Kindes stets an Land bleiben muss, bin ich in den Folgetagen allein auf dem Wasser unterwegs. Für die Praxis bedeutet dies, dass das Vorsegel an Land zurück bleibt und ich alleine mit dem Groß unterwegs bin.
Gegenüber den ersten ernsthaften Versuchen mit der Kajaksegelei im Mai auf dem Dümmer See in Niedersachsen traue ich mich diesmal deutlich weiter auf das Wasser. Kurzzeitig verweile ich sogar in der quer durch den Plauer See verlaufenden Fahrrinne, verlasse diese aber schnell wieder angesichts des dort dichten Schiffsverkehrs. Auf Halb- und Vorwindkursen kommt man mit dem Kajak gut voran, doch sobald die Nase Richtung Wind drehte, verliert das Boot merklich an Fahrt. Das wirkt sich auf die Wenden aus, ohne Vorsegel verhungert der Delphin regelmäßig während des Manövers. Dieses Phänomen ist mir bereits vom Dümmer bekannt, deshalb begleite ich bald jede Wende mit zwei kurzen Paddelschlägen auf der Luvseite. Nicht sehr elegant, aber wirkungsvoll.
Die Segelei im Kajak klappt also grundsätzlich, sofern man keine Scheu vor gelegentlichem Unterstützungspaddeln hat. Auch dass sich in Ufernähe das eine oder andere Mal Algen um die Schwerter wickeln und das Boot abbremsen, trübt den Spaß nicht. So nah am Wasser wie im Kajak hat man auch bei Windstärke 2 ein Gefühl von Geschwindigkeit. Wenn dann noch die Sonne scheint und die Holzteile des Boots unter der Windbelastung leise vor sich hin knarren stellt sich schnell ein Gefühl von entspannter Zufriedenheit ein. Also alles prima?
Nicht ganz: Allein im Boot ist es mir bislang nicht möglich unter Großsegel und Fock zu fahren. Um beides von meiner Position aus bedienen zu können, müsste zusätzliche Ausstattung angebracht werden, z.B. ein kostspieliger Fockroller. Auch das bei stärker werdendem Wind unter Umständen unumgängliche Niederholen des Großsegels ist auf dem Wasser praktisch kaum vernünftig möglich. Es gibt Leute, die trauen sich mit einem Segelkajak auch auf größere Reviere. Dies würde ich angesichts der genannten Gründe nicht tun, Ufernähe scheint mir ein wesentliches Sicherheitsmerkmal zu sein.
Deshalb habe ich zwischenzeitlich als Ergänzung einen Delphin 150 erworben. Auch ein Faltboot, auch von MTW, aber eine echte Segeljolle! Mit Kat-Takelung, so dass man auf den Vorschoter verzichten kann. Und mit einer maximalen Breite von 150 cm bietet die Plicht genug Raum um sich frei zu bewegen. Spätestens im Sommer 2014 soll das teilweise noch zu restaurierende Boot auf’s Wasser kommen.
Ich fahre einen 1er und einen 2er Kajak mit einem 2,8m langen Ausleger aus 160er PE-Rohr (siehe Trikanu). Mein Segel habe ich aus einem dreieckigen Sonnensegel als Lateinersegel gemacht. Als Seitenschwert benutze ich ausgediente Surfbrettschwerter. Als Verbindung zum Schwimmer habe ich einen alten Surfgabelbaum genommen. Das ganze habe ich sowohl auf der Müritz bei 4-5 Beaufort und auf der Ostsee bei 3-4 Beaufort gefahren.
Youtube Segelcriterium 2014
Hallo Angelo, Ausleger habe ich mir zwischenzeitlich auch gebaut, ich verwende dafür „Baywatch“-Bojen. Aus Platzgründen blieben sie dieses Jahr im Urlaub zu Hause, keine gute Idee… Trotzdem, bei den von Dir genannten Windstärken bleibt das Kanu an Land, da ziehe ich dann eine echte Jolle vor, die man aktiv ausreiten kann.
So etwas wäre mir definitiv zu extrem: Plauer Segelwoche 2014 😉
Bild des Tages bei faltboot.org:
faltboot.org: BdT
Hallo Herr Bartusel, da suche ich nach typo3 und stoße auf Ihr Faltboot! Kann es sein, dass ich Sie mit Familie in Kirchmöser am Restaurant Fischerufer gesehen habe? Wenn ja hoffe ich, dass sich Ihr Kind wieder beruhigt hat… 😉 Ein schönes Boot haben Sie da, wo kann man so etwas bekommen? Ich habe auch schon lange vor, mit der Paddelei zu starten.
MfG, Peter Steinemann
Hallo Herr Steinemann,
ja das waren wir wohl. Unsere Tochter hat sich auf der Mitte des Sees wieder beruhigt, das war mir aber schon ein bisserl unangenehm. Gott sei Dank kommt so etwas eher selten vor… 😉
Das Faltboot ist von 1962, das gibt’s nicht mehr neu. Wenn Sie mit Faltbooten anfangen wollen, schauen Sie doch mal unter http://www.faltboot.org rein, da gibt’s einiges an Beratung!
Grüße, Rolf Bartusel