Funktionseliten in Mecklenburg-Vorpommern von 1945 bis 1952
Otto Karsten
(geb. 1899, gest. n/v)
CDU-Politiker, Prediger. Seit 1929 Reisesekretär des Reichsverbands Deutscher Evangelischer Schulgemeinden, 1935 Redeverbot, 1937 Auflösung des Verbands. Nach 1945 Vorsitzender der CDU Ortsgruppe Zarrentin, 1946 - 1950 Stadtrat und Mitglied des Landtags, 1946 wegen seiner Tätigkeit für die CDU neun Wochen vom NKWD inhaftiert, Sommer 1950 Niederlegung aller politischen Ämter, seit Herbst 1950 Prediger der Landeskirchlichen Gemeinschaft in Gotha. 1945 CDU.
Quellen: Buchstab (o. J.)
-- Kasjanow
(geb. n/v, gest. n/v)
SMA-Offizier. Major, 1946 - 1948 Leiter der Abteilung Volksbildung der SMAM.
Quellen: Jan Foitzik; Joachim Mai
Karl Otto Kleinjung
(geb. 1912, gest. n/v)
Landespolizeichef. Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg, während des Zweiten Weltkriegs Aufenthalt in der Sowjetunion, bis 1941 Schlosser in Gorki, seit 1941 "Aufklärer" und Partisan im Kriegseinsatz, nach 1945 stellvertr. Landespolizeichef in Thüringen, 1949 Chef-Inspekteur der Landespolizei MV, Herbst 1949 - 1950 als Nachfolger von H. Jonas Landespolizeichef. Vor 1933 KPD, 1946 SED.
Quellen: Sozialismus (1999)
Karl Kleinschmidt
(geb. 1892, gest. 1978)
Vorsitzender Kulturbund. Herkunft aus Hannoveraner Gymnasiallehrerfamilie, 1921 - 1924 Studium der Theologie und Philosophie in Thüringen, 1926 während der Diskussion um die Fürstenabfindung erste politische Aktivitäten, 1927 - 1933 Vikar in Thüringen, Mitglied des Bunds religiöser Sozialisten, 1932 Verhaftung und von der Thüringischen Evangelischen Landeskirche entlassen, 1934 als Domprediger in Schwerin Kritik an der nationalsozialistischen Kirchenpolitik, wegen Aktionen gegen antisemitische Ausschreitungen gemaßregelt, 1939 erneutes Disziplinarverfahren, 1939 - 1945 Kriegsdienst, Offiziersanwärter, US-amerikanische Gefangenschaft. Seit 1945 erneut Domprediger in Schwerin, Mitglied der kirchlichen Spruchkammer und Synode, 1945 an der Durchführung der Bodenreform beteiligt, Juli 1945 Mitbegründer des Kulturbunds (KB), mehrere Jahre KB-Vorsitzender in Mecklenburg - Vorpommern, 1945/1946 Leiter der Informationsabteilung der Landesregierung, 1947 Mitbegründer der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), 1947 - 1949 Vizepräsident des KB, Mitglied des SED-Landesvorstands und Landtagsabgeordneter, 1948 Mitglied des Deutschen Volksrats, 1949 Teilnahme am Weltfriedenskongreß in Paris, 1949 - 1954 Mitglied der Volkskammer und seit 1952 des Bezirkstags Schwerin, seit 1954 publizistische Tätigkeiten, 1958 Mitbegründer und Vorstandsmitglied des "Bunds Evangelischer Pfarrer in der DDR", 1961 - 1973 Mitglied des DDR-Regionalausschusses der Christlichen Friedenskonferenz, 1962 Vaterländischer Verdienstorden in Silber, zeitweise Vorsitzender des Schriftstellerverbands im Bezirk Schwerin. 1929 SPD, 1946 SED.
Quellen: Geschichte (1986); WwW (1995)
Egon Klepsch
(geb. 1930, gest. n/v)
FDJ-Funktionär. Seit 1949 Studium der Geschichte und Geographie an der Universität Rostock, Mitglied des FDJ-Hochschulgruppenvorstandes, dort für Kaderfragen zuständig, unterstützte maßgeblich oppositionelle Bestrebungen an der Universität, im Juli 1950 bevorstehender Verhaftung durch Flucht nach Westberlin entzogen, später Studium in Marburg, dort 1954 Promotion, 1955 - 1957 Landesvorsitzender der Jungen Union (JU) Hessen, seit 1963 JU-Bundesvorsitzender, seit 1965 Mitglied des Deutschen Bundestags, seit 1973 Mitglied des Europäischen Parlaments in Straßburg, 1992 bis 1994 Präsident des Europäischen Parlaments, 1979 bis 1992 Fraktionsführer der Europäischen Volkspartei (EVP).
Quellen: Martin Handschuck
Walter Kolberg
(geb. 1899, gest. 1954)
CDU-Politiker. Konditor, Landesinnungsmeister, 1946 - 1950 Mitglied des Landtags, Freundschaft und Zusammenarbeit mit W. Jöhren, im September 1950 wegen angeblicher Verbindung zum CDU-Ostbüro verhaftet, Mai 1951 vom Sowjetischen Militärtribunal Schwerin zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt, Lagerhaft in Workuta/Sibirien, dort im November 1954 verstorben. 1945 CDU.
Quellen: Buchstab (o. J.)
Hans Kollwitz
(geb. 1883, gest. 1948)
SED-Politiker. Geboren in Stralsund, seit 1909 Mitglied des Holzarbeiterverbands, Mitbegründer der USPD in Parchim und Bezirkssekretär, auf Beschluß der KPD im Sommer 1921 Mecklenburg verlassen, leitende Parteifunktionen in Hannover, Königsberg und Köln, Abgeordneter der KPD u. a. ab 1924 im Preußischen Landtag und ab 1928 im Reichstag, 1927 auf dem elften Parteitag der KPD als Kandidat ins ZK gewählt, während der Weimarer Republik mehrfach inhaftiert, 1933 - 1935 im KZ Esterwegen. Nach Befreiung 1945 Tätigkeit in Antifa-Gruppen in Vorpommern, seit August 1945 KPD-Kreissekretär in Stralsund, Dezember 1945 - 1948 Referent bzw. Leiter der Informationsabteilung beim Ministerpräsidenten. 1914 SPD, 1918 USPD, 1921 KPD, 1946 SED.
Quellen: Geschichte (1986); SBZ (1993)
Karla König
(geb. 1889, gest. 1963)
Schriftstellerin. Herkunft aus Stettiner Journalistenfamilie, Studium am Lehrerinnenseminar, Tätigkeit als Journalistin und Feuilletonredakteurin bei der Stettiner Zeitung, seit 1927 freischaffende Schriftstellerin. Seit 1945 Mitarbeit in der Stadtverwaltung Ueckermünde, Aufbau des Kulturamts, später im Landratsamt tätig, 1946 Leitung des Kulturbunds Ueckermünde, mehrjährige Arbeit in der Landesleitung des Kulturbunds und im Schriftstellerverband, literarische Betätigung.
Quellen: Grewolls (1995)
Über das MV-Data-Projekt
Mein erstes und damit ältestes Web-Projekt: 1997/98 konzipiert, war das Ziel dieser 1999 entstandenen Online-Datenbank, biographische Informationen über die Funktionseliten in Politik und Gesellschaft Mecklenburg – Vorpommerns von 1945 bis 1952 systematisch zu erfassen und (geschichts-)interessierten Personen kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Die Daten haben seitdem mehrfach die technische Basis gewechselt. Auf Servern der Universität Münster lief die Website in HTML & Perl, als Datenbasis diente zunächst eine sogenannte flatfile database, 2001 wurde der Internet-Auftritt dann in die damals durchaus interessante Programmiersprache ColdFusion samt einer Mysql-Datenbank portiert. Mein persönliches & berufliches Interesse verschob sich danach zusehends in Richtung PHP und des CMS Typo3, 2007 folgte dann auch MV-Data in diese Umgebung. Dort verblieb es mehrere Typo3-Upgrades lang bis 2021. Da mir der Betrieb einer einzelnen CMS-Installation für die überschaubare MV-Data-Website schon länger etwas übertrieben vorkam, nutzte ich das nächste anstehende Typo3-Upgrade, um MV-Data in die WordPress-Umgebung meiner privaten Website zu überführen. Dafür waren lediglich ein passendes WordPress-Plugin zu programmieren und der Datenbestand per Export von einer Datenbank in die andere zu übertragen. Mit einer Lebenszeit von mehr als zwei Dekaden spiegelt MV-Data inzwischen selber ein Stück Internet-Geschichte wieder!
Doch zurück zum Thema: Die vorhandenen Einträge sind von teilweise sehr unterschiedlicher Herkunft, die Spannbreite reicht von einzelnen Zufallsfunden bis bis hin zu Ergebnissen größerer Forschungsprojekte, wie etwa Dissertationen, Monographien etc.
Als Online-Lexikon stellt das MV-Data-Projekt kein fertiges Produkt dar, sondern ist im Entstehen begriffen. Wenn Sie Ideen für weitere Einträge haben oder bestehende ergänzen oder korrigieren möchten, freuen ich mich sehr über Ihre E-Mail oder einen Brief.
Verwendete Quellen
Grundsätzlich werden die verwendeten Quellen am Ende jedes Eintrags genannt. Soweit die biographischen Angaben aus den unten aufgeführten Monographien entstammen, wird im Quellennachweis jedoch nur der Kurztitel zitiert. Bei Biographien, die noch nicht oder nur teilweise publiziert wurden, ist der jeweilige Quellenlieferant genannt.
Bartusel (1995) Rolf Bartusel: Die Politisierung der Justiz in Mecklenburg – Vorpommern 1945 – 1952. (Magisterarbeit) Münster 1995
BHB (1995/96) Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945 – 1990. Hg. von Gabriele Baumgartner und Dieter Hebig. 2 Bde. München 1995/96
Buch (1982) Günther Buch: Namen und Daten wichtiger Personen der DDR. Berlin, Bonn 1982
Buchstab (o. J.) Günter Buchstab (Hg.): Verfolgt und entrechtet. Die Ausschaltung Christlicher Demokraten unter sowjetischer Besatzung und SED-Herrschaft 1945 – 1961. Eine biographische Dokumentation. o. O., o. J.
FG LHAS Datenmaterial der Forschungsgruppe „MdI-Geschichte“ des Landeshauptarchivs Schwerin (Ende 60er/Anfang 70er Jahre)
Foitzik (1999) Jan Foitzik: Sowjetische Militäradministration (SMAD) 1945 – 1949. Struktur und Funktion. Berlin 1999
Geschichte (1986) Geschichte der Landesparteiorganisation der SED Mecklenburg 1945 – 1952. Hg. von den Bezirksleitungen der SED Neubrandenburg, Rostock, Schwerin. Rostock 1986
Geschichte (1970) Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Berlin (Ost) 1970
Grewolls (1995) Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern? Ein Personenlexikon. Bremen 1995
van Melis (1999) Damian van Melis: Entnazifizierung in Mecklenburg-Vorpommern. Herrschaft und Verwaltung 1945 – 1948. München 1999
Rottleuthner (1994) Hubert Rottleuthner (Hg.): Steuerung der Justiz in der DDR. Einflußnahme der Politik auf Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte. Köln 1994
SBZ (1993) SBZ-Handbuch, Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945-1949. Hg. von Martin Broszat und Hermann Weber. München 1993
SBZ (1961) SBZ-Biographie. Ein biographisches Nachschlagebuch über die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands. Bonn, Berlin (West) 1961
Sozialismus (1999) Sozialismus auf dem platten Land. Tradition und Transformation in Mecklenburg-Vorpommern von 1945 bis 1952. Hg. von D. van Melis. Schwerin 1999
Vereint (1966) Vereint sind wir alles. Erinnerungen an die Gründung der SED. Berlin (Ost) 1966
WwW (1995) Wer war wer in der DDR. Ein biographisches Handbuch. Hg. von Bernd-Rainer Barth u. a. Frankfurt/Main 1995
Mitarbeit
Die folgenden Personen haben mit Ihren Beiträgen, Einzelinformationen und/oder Korrekturen freundlicherweise zum Ausbau des MV-Data-Projekts beigetragen.
Dr. Rolf Bartusel: Trisinus GmbH, Münster
Dr. Klaus Baudis: Leiter der ehemaligen Forschungsgruppe „Geschichte des Ministeriums des Innern“ des Mecklenburgischen Landeshauptarchivs, Schwerin
Prof. Dr. Richard Bessel: University of York, York (UK)
Henrik Bispinck: Humboldt-Universität, Berlin
Dr. Jan Foitzik: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Grete Grewolls: Bibliotheksrätin, Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin
Dr. Martin Handschuck: Universität Rostock
Andreas Herbst: Diplom-Historiker, Forschungsbereich Widerstandsgeschichte an der
FU Berlin (Gedenkstätte Deutscher Widerstand)
Dr. Erika M. Hoerning: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Dr. Dierk Hoffmann: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landeshauptarchivs Schwerin, Schwerin
Prof. Dr. Joachim Mai: Greifswald
Dr. Helge Matthiesen: Waldeckische Landeszeitung, Korbach
Dr. Damian van Melis: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Jens Murken: Justus-Liebig-Universität, Giessen
Dr. Mario Niemann: Universität Rostock, Rostock
Oleg Peters: Diplomhistoriker, Berlin
Mathias Rautenberg MA: Geschichtswerkstatt Rostock e.V., Rostock
Dr. Elke Scherstjanoi: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Martin Schramm: Universität Bayreuth
Dr. Michael Schwartz: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Andreas Wagner: Politische Memoriale e.V., Schwerin
Angrit Weber MA: Geschichtswerkstatt Rostock e.V., Rostock
Meik Woyke: Universität Hamburg, Hamburg
Gefördertes Projekt
Das Projekt wurde 1998 bis 2000 von der Fritz-Thyssen-Stiftung finanziell gefördert.