Funktionseliten in Mecklenburg-Vorpommern von 1945 bis 1952
Paul Friedrich Scheffler
(geb. 1895, gest. n/v)
Fraktionsvorsitzender LDPD. 1945/1946 kommissarischer Leiter der Zweigstelle Rostock des Landgerichts Güstrow, 1945 - November 1946 Vorsitzender der LDPD-Ortsgruppe Rostock, 1946 - Ende 1948 Mitglied des Landtags und Vorsitzender der LDPD-Fraktion (Nachfolger: F. Stratmann), Mitglied des Landesvorstands sowie des Zentralvorstands der LDPD, seit 1947 zunehmend in Konflikte mit der SED verwickelt, Ende 1947 Verhaftung, anschließend Prozeß und Freispruch, Dezember 1948 vor erneutem Verfahren Flucht nach West-Berlin, dort Tätigkeit als Rechtsanwalt, Mitarbeit in der Widerstandsorganisation "Untersuchungsausschuß freiheitlicher Juristen". 1945 - 1948 LDPD.
Quellen: van Melis (1999); Rolf Bartusel
M. N. Schestakow
(geb. n/v, gest. n/v)
SMA-Offizier. August 1947 - August 1950 Leitung des 'Operativen Sektors' des MGB (Ministerium für Staatliche Sicherheit) in Mecklenburg.
Quellen: Alexander von Plato u. a. (Hg.): Sowjetische Speziallager in Deutschland 1945 bis 1950. 1. Bd.: Studien und Berichte. Berlin 1998
Erich Schlesinger
(geb. 1880, gest. 1956)
Hochschullehrer. Juristisches Studium, Promotion, 1925 bis 1933 Ministerialdirektor im Innenministerium von Mecklenburg-Schwerin, 1929 - 1932 Justiz- und Innenminister von Mecklenburg-Schwerin, 1933 pensioniert. Juni - Dezember 1945 Ministerialdirektor, Leitung der Justizabteilung der Landesregierung, von W. Heinrich abgelöst, seit Dezember 1945 Kurator der Universität Rostock, Professor für Verwaltungsrecht, seit 1952 Rektor der Universität Rostock. Parteilos.
Quellen: Rolf Bartusel
Emil Schmiege
(geb. 1897, gest. 1982)
Landgerichtspräsident. Herkunft aus pommerscher Arbeiterfamilie, Volksschule, 1912 - 1929 Flaschenmacher, 1929 - 1933 Angestellter des Fabrikarbeiterverbands, 1934 - 1944 selbständiger Milchhändler, seit Oktober 1944 Soldat, Mai 1945 in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft. Februar 1946 - September 1946 Teilnahme am ersten Volksrichterlehrgang Schwerin, Oktober 1946 - November 1948 Richter am Amtsgericht Demmin, November 1948 - März 1949 Oberrichter am Landgericht Schwerin, April 1949 - Juli 1952 Präsident des Landgerichts Greifswald (erster Volksrichter in leitender Position in MV), 1950 Teilnahme an den Waldheimer Prozessen, 1952 - 1963 Direktor des Bezirksgerichts Rostock. 1919 SPD, 1945 SPD/SED. Ausgezeichnet mit der Ehrenspange zum Vaterländischen Verdienstorden in Gold.
Quellen: Neue Justiz, 36. Jg. (1982), Nr. 11
Hermann Schuldt
(geb. n/v, gest. n/v)
KPD/SED-Funktionär, Bauer. Dezember 1920 Mitbegründer der KPD-Bezirksleitung Mecklenburg, Kleinbauer in Techentin (Kr. Ludwigslust), Parteiarbeit im Bereich "Landarbeit", 1927 Besuch der Sowjetunion mit einer Delegation des Reichsbauernbundes, 1929-1933 Sekretär der KPD-Bezirksorganisation Mecklenburg, seit 1930 KPD-Reichstagsabgeordneter, Mitglied der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg, Rückkehr nach Deutschland, ca. 1940 verhaftet und wegen "Hochverrats" verurteilt, bei Kriegsende Häftling im Zuchthaus Waldheim. Seit Mai 1945 Mitglied der KPD-Landesleitung Mecklenburg, im August 1945 an der Ausarbeitung des Bodenreformprogramms für Mecklenburg-Vorpommern beteiligt, seit Ende 1946 Landrat für den Kreis Ludwigslust.
Quellen: Geschichte (1986), Michael Manns
Albert Schulz
(geb. 1895, gest. 1974)
SPD-Politiker. Besuch der Volksschule, 1910 - 1914 Lehre als Maschinenbauer auf der Neptunwerft Rostock, Mitglied sozialistische "Freie Jugend", seit 1914 Deutscher Metallarbeiter-Verband, 1915 - 1918 Kriegsdienst, 1919 - 1926 Tätigkeit bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse Rostock, seit 1920 stellvertr. SPD-Vorsitzender in Rostock, 1921 - 1933 Mitglied des Landtags Mecklenburg-Schwerin, 1923 Besuch der Heimvolkshochschule Schloss Tinz, 1924 - 1933 Gauführer Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold Mecklenburg-Lübeck, 1926 - 1933 Redakteur Mecklenburgische Volks-Zeitung, 1929 SPD-Vorsitzender Rostock, 1932 Mitglied des Reichstags, 1933 mehrfach inhaftiert, seit 1933 Inhaber eines Zigarrengeschäfts in Rostock, 1939 - 1940 Kriegsdienst, 1941 - Mai 1945 Tätigkeit bei der Segelfliegerhorstkommandantur Warnemünde. Seit Juli 1945 SPD-Vorsitzender in Rostock, seit August 1945 Beisitzer im SPD-Landesvorstand, Februar 1946 - Juli 1949 Oberbürgermeister von Rostock, seit Oktober 1946 Mitglied des Landtags, Februar 1947 Verhaftung durch sowjetischen NKWD und Verurteilung zu zehn Jahren Zwangsarbeit, Juli 1947 überraschende Freilassung und erneut als Oberbürgermeister eingesetzt, August/September 1949 Flucht über Berlin und Lübeck nach Hamburg, Oktober - Dezember 1949 Tätigkeit beim Landesarbeitsamt Hamburg, Januar 1950 - Dezember 1952 Sekretär der Hamburger Bundestagsabgeordneten, Januar 1953 - Dezember 1962 Leitender Bezirkssekretär und stvellvertr. SPD-Vorsitzender Schleswig-Holstein, Tätigkeit im NDR-Verwaltungsrat. 1913 SPD, 1945 - 1949 SPD/SED, seit 1949 SPD.
Quellen: Meik Woyke
Walter Schulz
(geb. 1900, gest. n/v)
SED-Politiker. Herkunft aus Arbeiterfamilie, 1946 FDGB, April 1946 - 1948 stellvertr. Leiter der Abteilung Personalpolitik und Staatliche Verwaltung beim SED-Landesvorstand, seit September 1947 Mitglied des SED-Landessekretariats, seit April 1949 Leiter der neugegründeten Abteilung Staatliche Verwaltung beim SED-Landesvorstand, Januar 1951 - 1952 als Nachfolger von Heinrich Hoffmann Generalstaatsanwalt bzw. Landesstaatsanwalt von Mecklenburg. 1916 SAJ, Parteizugehörigkeit vor 1933 und 1945 widersprüchlich: KPD/SPD, 1946 SED.
Quellen: Bartusel (1995); SBZ (1993)
Gerhard Siegert
(geb. 1918, gest. n/v)
Betriebsgruppenvorsitzender. Schiffsbauer, Januar - August 1946 vom NKWD in Bützow-Dreibergen inhaftiert, seit Oktober 1946 Mitarbeit in der der CDU-Betriebsgruppe der Neptun-Werft Rostock, später Vorsitzender der Betriebsgruppe, wegen politischer Auseinandersetzungem Entzug der Zulassung durch die Sowjetische Kontrollkommission, Januar 1950 Übersiedlung nach West-Berlin und später nach Hamburg. 1946 CDU.
Quellen: Buchstab (o. J.)
Über das MV-Data-Projekt
Mein erstes und damit ältestes Web-Projekt: 1997/98 konzipiert, war das Ziel dieser 1999 entstandenen Online-Datenbank, biographische Informationen über die Funktionseliten in Politik und Gesellschaft Mecklenburg – Vorpommerns von 1945 bis 1952 systematisch zu erfassen und (geschichts-)interessierten Personen kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Die Daten haben seitdem mehrfach die technische Basis gewechselt. Auf Servern der Universität Münster lief die Website in HTML & Perl, als Datenbasis diente zunächst eine sogenannte flatfile database, 2001 wurde der Internet-Auftritt dann in die damals durchaus interessante Programmiersprache ColdFusion samt einer Mysql-Datenbank portiert. Mein persönliches & berufliches Interesse verschob sich danach zusehends in Richtung PHP und des CMS Typo3, 2007 folgte dann auch MV-Data in diese Umgebung. Dort verblieb es mehrere Typo3-Upgrades lang bis 2021. Da mir der Betrieb einer einzelnen CMS-Installation für die überschaubare MV-Data-Website schon länger etwas übertrieben vorkam, nutzte ich das nächste anstehende Typo3-Upgrade, um MV-Data in die WordPress-Umgebung meiner privaten Website zu überführen. Dafür waren lediglich ein passendes WordPress-Plugin zu programmieren und der Datenbestand per Export von einer Datenbank in die andere zu übertragen. Mit einer Lebenszeit von mehr als zwei Dekaden spiegelt MV-Data inzwischen selber ein Stück Internet-Geschichte wieder!
Doch zurück zum Thema: Die vorhandenen Einträge sind von teilweise sehr unterschiedlicher Herkunft, die Spannbreite reicht von einzelnen Zufallsfunden bis bis hin zu Ergebnissen größerer Forschungsprojekte, wie etwa Dissertationen, Monographien etc.
Als Online-Lexikon stellt das MV-Data-Projekt kein fertiges Produkt dar, sondern ist im Entstehen begriffen. Wenn Sie Ideen für weitere Einträge haben oder bestehende ergänzen oder korrigieren möchten, freuen ich mich sehr über Ihre E-Mail oder einen Brief.
Verwendete Quellen
Grundsätzlich werden die verwendeten Quellen am Ende jedes Eintrags genannt. Soweit die biographischen Angaben aus den unten aufgeführten Monographien entstammen, wird im Quellennachweis jedoch nur der Kurztitel zitiert. Bei Biographien, die noch nicht oder nur teilweise publiziert wurden, ist der jeweilige Quellenlieferant genannt.
Bartusel (1995) Rolf Bartusel: Die Politisierung der Justiz in Mecklenburg – Vorpommern 1945 – 1952. (Magisterarbeit) Münster 1995
BHB (1995/96) Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945 – 1990. Hg. von Gabriele Baumgartner und Dieter Hebig. 2 Bde. München 1995/96
Buch (1982) Günther Buch: Namen und Daten wichtiger Personen der DDR. Berlin, Bonn 1982
Buchstab (o. J.) Günter Buchstab (Hg.): Verfolgt und entrechtet. Die Ausschaltung Christlicher Demokraten unter sowjetischer Besatzung und SED-Herrschaft 1945 – 1961. Eine biographische Dokumentation. o. O., o. J.
FG LHAS Datenmaterial der Forschungsgruppe „MdI-Geschichte“ des Landeshauptarchivs Schwerin (Ende 60er/Anfang 70er Jahre)
Foitzik (1999) Jan Foitzik: Sowjetische Militäradministration (SMAD) 1945 – 1949. Struktur und Funktion. Berlin 1999
Geschichte (1986) Geschichte der Landesparteiorganisation der SED Mecklenburg 1945 – 1952. Hg. von den Bezirksleitungen der SED Neubrandenburg, Rostock, Schwerin. Rostock 1986
Geschichte (1970) Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Berlin (Ost) 1970
Grewolls (1995) Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern? Ein Personenlexikon. Bremen 1995
van Melis (1999) Damian van Melis: Entnazifizierung in Mecklenburg-Vorpommern. Herrschaft und Verwaltung 1945 – 1948. München 1999
Rottleuthner (1994) Hubert Rottleuthner (Hg.): Steuerung der Justiz in der DDR. Einflußnahme der Politik auf Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte. Köln 1994
SBZ (1993) SBZ-Handbuch, Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945-1949. Hg. von Martin Broszat und Hermann Weber. München 1993
SBZ (1961) SBZ-Biographie. Ein biographisches Nachschlagebuch über die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands. Bonn, Berlin (West) 1961
Sozialismus (1999) Sozialismus auf dem platten Land. Tradition und Transformation in Mecklenburg-Vorpommern von 1945 bis 1952. Hg. von D. van Melis. Schwerin 1999
Vereint (1966) Vereint sind wir alles. Erinnerungen an die Gründung der SED. Berlin (Ost) 1966
WwW (1995) Wer war wer in der DDR. Ein biographisches Handbuch. Hg. von Bernd-Rainer Barth u. a. Frankfurt/Main 1995
Mitarbeit
Die folgenden Personen haben mit Ihren Beiträgen, Einzelinformationen und/oder Korrekturen freundlicherweise zum Ausbau des MV-Data-Projekts beigetragen.
Dr. Rolf Bartusel: Trisinus GmbH, Münster
Dr. Klaus Baudis: Leiter der ehemaligen Forschungsgruppe „Geschichte des Ministeriums des Innern“ des Mecklenburgischen Landeshauptarchivs, Schwerin
Prof. Dr. Richard Bessel: University of York, York (UK)
Henrik Bispinck: Humboldt-Universität, Berlin
Dr. Jan Foitzik: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Grete Grewolls: Bibliotheksrätin, Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin
Dr. Martin Handschuck: Universität Rostock
Andreas Herbst: Diplom-Historiker, Forschungsbereich Widerstandsgeschichte an der
FU Berlin (Gedenkstätte Deutscher Widerstand)
Dr. Erika M. Hoerning: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Dr. Dierk Hoffmann: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landeshauptarchivs Schwerin, Schwerin
Prof. Dr. Joachim Mai: Greifswald
Dr. Helge Matthiesen: Waldeckische Landeszeitung, Korbach
Dr. Damian van Melis: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Jens Murken: Justus-Liebig-Universität, Giessen
Dr. Mario Niemann: Universität Rostock, Rostock
Oleg Peters: Diplomhistoriker, Berlin
Mathias Rautenberg MA: Geschichtswerkstatt Rostock e.V., Rostock
Dr. Elke Scherstjanoi: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Martin Schramm: Universität Bayreuth
Dr. Michael Schwartz: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Andreas Wagner: Politische Memoriale e.V., Schwerin
Angrit Weber MA: Geschichtswerkstatt Rostock e.V., Rostock
Meik Woyke: Universität Hamburg, Hamburg
Gefördertes Projekt
Das Projekt wurde 1998 bis 2000 von der Fritz-Thyssen-Stiftung finanziell gefördert.