MV-Data – Das Lexikon

Funktionseliten in Mecklenburg-Vorpommern von 1945 bis 1952

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Wilhelm Steudte

(geb. 1897, gest. 1973)

Herkunft aus Arbeiterfamilie aus Rußdorf/Oberfrohna, Volksschule, kaufmännische Lehre, Arbeit als Industriekaufmann, 1931 Mitglied der KPD-Unterbezirksleitung Köslin, 1933 illegale Parteiarbeit, 1933/34 inhaftiert, Gefängnis Köslin, KZ Hammerstein und Lichtenburg, nach Entlassung Dienstverpflichtung als Erd-, Moor- und Waldarbeiter, später Tätigkeit als Buchhalter. 1945 - 1948 Betriebsleiter VEB Wiedenbohm Greifswald, Mitglied der Landeskommission für Bodenreform, 1948/49 Direktor VVHB Industriebedarf Rostock, 1949/50 Hauptdirektor der Kommunalen Wirtschaftsunternehmen Rostock, 1950 - 1952 Landrat des Kreises Rostock, Januar - Juli 1952 als Nachfolger von B. Quandt Minister für Land- und Forstwirtschaft MV, 1952/53 Vorsitzender des Rats des Bezirks Neubrandenburg, Mitglied der SED-Bezirksleitung Neubrandenburg, zeitweise auch des Sekretariats der SED-Bezirksleitung, 1954/55 Hauptabteilungsleiter im Staatssekretariat für örtliche Wirtschaft, 1955-1962 Offizier der Deutschen Grenzpolizei, Vorsitzender bzw. stellvertr. Vorsitzender der Parteikontrollkommission (PKK), Tätigkeit im Kommando der Grenztruppen in Pätz, 1962 Major a.D. 1925 KPD, 1946 SED.

Quellen: Andreas Herbst, FG LHAS

Hans Gotthilf Strasser

(geb. 1883, gest. 1963)

LDPD-Politiker, Minister. Juristisches Studium, Promotion, 1934 Berufsverbot, danach Tätigkeit als Autor und Privatlehrer. 1945 Dezernent in der Finanzverwaltung Berlin, 1946 - Ende 1948 Finanzminister MV, 1946 - 1950 Mitglied des Landtags, 1946 Herausgeber der "Norddeutschen Zeitung", seit 1948 Erster stellvertr. LDPD-Landesvorsitzender , seit 1947 Mitglied des Zentralvorstands der LDPD, seit 1947 Landesvorsitzender der Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion (DSF), 1948 - 1950 Mitglied des Volksrats bzw. der Volkskammer, 1948 - 1949 Mitglied des Plenums der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK), seit 1948 Professor an der Universität Rostock. Seit 1945 LDPD.

Quellen: FG LHAS, Gerald Vogel

Friedrich Stratmann

(geb. 1875, gest. 1952)

LDPD-Politiker. Juristisches Studium, Promotion, 1918 Justizminister Mecklenburg-Schwerin, 1920 - 1945 Bankdirektor. Im Mai 1945 unter britischer Besatzung vorübergehend Leiter der Landesverwaltung in Schwerin, 1945 Mitbegründer der Landes-LDPD, seit 1946 Mitglied des Landtags und stellvertr. Fraktions- sowie stellvertr. Landesvorsitzender der LDPD, 1946 - 1952 Präsident der Landessysnode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche, seit November 1947 als Nachfolger von P. F. Scheffler LDPD-Fraktionsvorsitzender im Landtag, 1950 zum Mitglied des neugegründeten Justizausschusses des Landtags vorgeschlagen, jedoch nicht ernannt. Vor 1933 Nationalliberale Partei, 1945 LDPD.

Quellen: van Melis (1999); Rolf Bartusel

Josef Streit

(geb. 1911, gest. 1987)

Volksrichter. Herkunft aus Friedrichswalder Arbeiterfamilie, Ausbildung zum Buchdrucker, 1925 KJVD, 1938 verhaftet, bis 1945 Haft in KZ Mauthausen und Dachau. 1947 Absolvent des zweiten Volksrichterlehrgangs in Mecklenburg, 1947 - 1949 Amtsrichter in Schönberg, 1949 - 1951 Hauptreferent im Justizministerium der DDR, 1951 - 1953 Abteilungsleiter beim Generalstaatsanwalt der DDR, im Februar 1953 führend an der "Aktion Rose" (Enteignung von Hotels und Gasthäusern an der Ostsee) beteiligt, seit 1953 Leiter des Sektors Justiz der Abteilung Staatliche Verwaltung beim ZK der SED, bis 1961 in der Abteilung Staats- und Rechtsfragen beim ZK der SED tätig, 1962 - 1986 Generalstaatsanwalt der DDR, ab 1963 Mitglied des ZK der SED. Ausgezeichnet mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber und dem Orden "Banner der Arbeit". 1930 KPTschechoslowakei, 1946 SED.

Quellen: Bartusel (1999); Neue Justiz, 16. Jg. (1962), Nr. 4

Friedrich Strupp

(geb. 1902, gest. n/v)

CDU-Politiker. Landwirt, 1945 - 1948 Mitglied des CDU-Kreisvorstands Rostock, 1946 - 1948 Mitglied des Kreistags Rostock, 1948 Mitglied des CDU-Landesvorstands, Gegner des CDU-Anpassungskurses, 1948 nach politischen Auseinandersetzungen mit dem SED-Landrat zu 1,5 Jahren Gefängnis verurteilt, nach sechs Monaten begnadigt. 1945 CDU.

Quellen: Buchstab (o. J.)

Max Suhrbier

(geb. 1902, gest. 1971)

LDPD-Politiker, Minister. Herkunft aus Rostocker Handwerkerfamilie, Realgymnasium, 1921 - 1924 Studium der Rechts- und Staatswissenschaften, 1925 Refrendariat und Promotion, danach Tätigkeit bei verschiedenen Justiz- und Verwaltungsbehörden, 1929 - 1933 Tätigkeit im Landwirtschaftsministerium und 1933 - 1945 im Finanzministerium von Mecklenburg-Schwerin, 1945 Ministerialrat im Landesfinanzministerium, Januar 1946 Mitbegründer der LDPD in Mecklenburg-Vorpommern, 1946 - 1950 Mitglied des Landtags, 1947 - 1952 LDPD-Landesvorsitzender, 1948 - 1952 Finanzminister MV, 1949 - 1958 Mitglied der Länderkammer der DDR, 1950 - 1958 Mitglied der Volkskammer und ihres Rechtsausschusses, 1952 - 1959 stellvertr. Vorsitzender des Rates des Bezirks Schwerin. 1960 - 1967 LDPD-Vorsitzender in der DDR, seit 1963 Mitglied des Zentralvorstands der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF), 1967 - 1971 Ehrenvorsitzender der LDPD, 1960 bis 1965 Stellvertreter des Vorsitzenden des DDR-Ministerrats. 1946 LDPD.

Quellen: FG LHAS; SBZ (1993)

Anton (Stanislaw) Switalla

(geb. 1896, gest. 1970)

SED-Politiker. 1923 Teilnahme am "Hamburger Aufstand", in Abwesenheit zum Tode verurteilt, 1935 Emigration in die UdSSR, 1936 - 1939 Soldat der "Internationalen Brigaden" im Spanischen Bürgerkrieg, Internierung in Nordafrika, 1943 Rückkehr in die UdSSR, Lehrer an einer Antifa-Schule. 1945 Rückkehr nach Deutschland, vom ZK der KPD mit dem Aufbau der Staatsanwaltschaft in Mecklenburg beauftragt, 1945/1946 kurzzeitig Generalstaatsanwalt, abgelöst von W. Picht, Juni 1945 bis April 1946 Mitglied der KPD-Landesleitung, 1950 Chefinspekteur der Volkspolizei, seit 1954 Mitarbeiter im Staatssekretariat für Staatssicherheit, 1959 Leiter der Personalabteilung in der Hauptverwaltung der Volkspolizei. 1920 KPD, 1946 SED.

Quellen: Bartusel (1995)

Gustav Szinda

(geb. 1897, gest. 1988)

Abteilungsleiter Verwaltung. Herkunft aus ostpreußischer Zimmermannsfamilie, 1903 - 1911 Volksschule, 1911 - 1915 Lehre als Maschinenschlosser, 1918 - 1931 Metallarbeiter und Schlosser, 1920 Mitglied DMV, seit 1925 Mitglied des Rotfrontkämpferbunds, KPD-Funktionär in Rheinhausen, 1933/34 Leitung des illegalen KgF-Unterbezirks Duisburg bzw. Org-Leiter der KPD-Bezirksleitung Ruhrgebiet, 1935 Emigration in die Niederlande, seit 1936 Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg, zeitweise Kommandeur des "Etkar-Andre-Bataillon", 1938 Kommandeur der XI. Brigade, 1939 Emigration in die Sowjetunion, Mitarbeiter des Exekutivkomitees der Komintern, 1940/41 Parteischule, 1943 Einsatz in Deutschland, 1945 Lehrer an einer Antifa-Schule. 1945/1946 Persönlicher Referent von Walter Ulbricht, Mitarbeiter beim Polizeipräsidenten von Groß-Berlin, 1946 - 1948 Leiter der Personalabteilung bei der Landespolizei MV, 1948/49 Leiter der Personalabteilung der Landesregierung, 1949 - 1951 Abteilungsleiter beim ZK der SED, 1951 - 1958 Hauptabteilungsleiter im Ministerium für Staatssicherheit (MfS), 1958 - 1965 Leiter der Bezirksverwaltung Neubrandenburg des MfS, Generalmajor, 1958 - 1965 Mitglied der SED-Bezirksleitung Neubrandenburg, zeitweise Mitglied des Büros. 1924 KPD, 1946 SED.

Quellen: Andreas Herbst, Sozialismus (1999)

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Über das MV-Data-Projekt

Mein erstes und damit ältestes Web-Projekt: 1997/98 konzipiert, war das Ziel dieser 1999 entstandenen Online-Datenbank, biographische Informationen über die Funktionseliten in Politik und Gesellschaft Mecklenburg – Vorpommerns von 1945 bis 1952 systematisch zu erfassen und (geschichts-)interessierten Personen kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Die Daten haben seitdem mehrfach die technische Basis gewechselt. Auf Servern der Universität Münster lief die Website in HTML & Perl, als Datenbasis diente zunächst eine sogenannte flatfile database, 2001 wurde der Internet-Auftritt dann in die damals durchaus interessante Programmiersprache ColdFusion samt einer Mysql-Datenbank portiert. Mein persönliches & berufliches Interesse verschob sich danach zusehends in Richtung PHP und des CMS Typo3, 2007 folgte dann auch MV-Data in diese Umgebung. Dort verblieb es mehrere Typo3-Upgrades lang bis 2021. Da mir der Betrieb einer einzelnen CMS-Installation für die überschaubare MV-Data-Website schon länger etwas übertrieben vorkam, nutzte ich das nächste anstehende Typo3-Upgrade, um MV-Data in die WordPress-Umgebung meiner privaten Website zu überführen. Dafür waren lediglich ein passendes WordPress-Plugin zu programmieren und der Datenbestand per Export von einer Datenbank in die andere zu übertragen. Mit einer Lebenszeit von mehr als zwei Dekaden spiegelt MV-Data inzwischen selber ein Stück Internet-Geschichte wieder!

Doch zurück zum Thema: Die vorhandenen Einträge sind von teilweise sehr unterschiedlicher Herkunft, die Spannbreite reicht von einzelnen Zufallsfunden bis bis hin zu Ergebnissen größerer Forschungsprojekte, wie etwa Dissertationen, Monographien etc.

Als Online-Lexikon stellt das MV-Data-Projekt kein fertiges Produkt dar, sondern ist im Entstehen begriffen. Wenn Sie Ideen für weitere Einträge haben oder bestehende ergänzen oder korrigieren möchten, freuen ich mich sehr über Ihre E-Mail oder einen Brief.

Verwendete Quellen

Grundsätzlich werden die verwendeten Quellen am Ende jedes Eintrags genannt. Soweit die biographischen Angaben aus den unten aufgeführten Monographien entstammen, wird im Quellennachweis jedoch nur der Kurztitel zitiert. Bei Biographien, die noch nicht oder nur teilweise publiziert wurden, ist der jeweilige Quellenlieferant genannt.

Bartusel (1995) Rolf Bartusel: Die Politisierung der Justiz in Mecklenburg – Vorpommern 1945 – 1952. (Magisterarbeit) Münster 1995

BHB (1995/96) Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945 – 1990. Hg. von Gabriele Baumgartner und Dieter Hebig. 2 Bde. München 1995/96

Buch (1982) Günther Buch: Namen und Daten wichtiger Personen der DDR. Berlin, Bonn 1982

Buchstab (o. J.) Günter Buchstab (Hg.): Verfolgt und entrechtet. Die Ausschaltung Christlicher Demokraten unter sowjetischer Besatzung und SED-Herrschaft 1945 – 1961. Eine biographische Dokumentation. o. O., o. J.

FG LHAS Datenmaterial der Forschungsgruppe „MdI-Geschichte“ des Landeshauptarchivs Schwerin (Ende 60er/Anfang 70er Jahre)

Foitzik (1999) Jan Foitzik: Sowjetische Militäradministration (SMAD) 1945 – 1949. Struktur und Funktion. Berlin 1999

Geschichte (1986) Geschichte der Landesparteiorganisation der SED Mecklenburg 1945 – 1952. Hg. von den Bezirksleitungen der SED Neubrandenburg, Rostock, Schwerin. Rostock 1986

Geschichte (1970) Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Berlin (Ost) 1970

Grewolls (1995) Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern? Ein Personenlexikon. Bremen 1995

van Melis (1999) Damian van Melis: Entnazifizierung in Mecklenburg-Vorpommern. Herrschaft und Verwaltung 1945 – 1948. München 1999

Rottleuthner (1994) Hubert Rottleuthner (Hg.): Steuerung der Justiz in der DDR. Einflußnahme der Politik auf Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte. Köln 1994

SBZ (1993) SBZ-Handbuch, Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945-1949. Hg. von Martin Broszat und Hermann Weber. München 1993

SBZ (1961) SBZ-Biographie. Ein biographisches Nachschlagebuch über die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands. Bonn, Berlin (West) 1961

Sozialismus (1999) Sozialismus auf dem platten Land. Tradition und Transformation in Mecklenburg-Vorpommern von 1945 bis 1952. Hg. von D. van Melis. Schwerin 1999

Vereint (1966) Vereint sind wir alles. Erinnerungen an die Gründung der SED. Berlin (Ost) 1966

WwW (1995) Wer war wer in der DDR. Ein biographisches Handbuch. Hg. von Bernd-Rainer Barth u. a. Frankfurt/Main 1995

Mitarbeit

Die folgenden Personen haben mit Ihren Beiträgen, Einzelinformationen und/oder Korrekturen freundlicherweise zum Ausbau des MV-Data-Projekts beigetragen.

Dr. Rolf Bartusel: Trisinus GmbH, Münster
Dr. Klaus Baudis: Leiter der ehemaligen Forschungsgruppe „Geschichte des Ministeriums des Innern“ des Mecklenburgischen Landeshauptarchivs, Schwerin
Prof. Dr. Richard Bessel: University of York, York (UK)
Henrik Bispinck: Humboldt-Universität, Berlin
Dr. Jan Foitzik: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Grete Grewolls: Bibliotheksrätin, Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin
Dr. Martin Handschuck: Universität Rostock
Andreas Herbst: Diplom-Historiker, Forschungsbereich Widerstandsgeschichte an der
FU Berlin (Gedenkstätte Deutscher Widerstand)
Dr. Erika M. Hoerning: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Dr. Dierk Hoffmann: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landeshauptarchivs Schwerin, Schwerin
Prof. Dr. Joachim Mai: Greifswald
Dr. Helge Matthiesen: Waldeckische Landeszeitung, Korbach
Dr. Damian van Melis: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Jens Murken: Justus-Liebig-Universität, Giessen
Dr. Mario Niemann: Universität Rostock, Rostock
Oleg Peters: Diplomhistoriker, Berlin
Mathias Rautenberg MA: Geschichtswerkstatt Rostock e.V., Rostock
Dr. Elke Scherstjanoi: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Martin Schramm: Universität Bayreuth
Dr. Michael Schwartz: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Andreas Wagner: Politische Memoriale e.V., Schwerin
Angrit Weber MA: Geschichtswerkstatt Rostock e.V., Rostock
Meik Woyke: Universität Hamburg, Hamburg

Gefördertes Projekt

Das Projekt wurde 1998 bis 2000 von der Fritz-Thyssen-Stiftung finanziell gefördert.