MV-Data – Das Lexikon

Funktionseliten in Mecklenburg-Vorpommern von 1945 bis 1952

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Franz Unikower

(geb. 1901, gest. 1997)

Oberlandesgerichtspräsident, Leiter Volksrichterschule. Herkunft aus Breslauer Schneiderfamilie, Gymnasium, 1919 Sekretär der Jüdischen Arbeiterfürsorge, juristisches Studium in Berlin und Breslau, 1922 Promotion, seit 1926 Tätigkeit als Amts- und Landrichter, 1929 - 1933 Rechtsanwalt, 1933 Berufsverbot, 1938/1939 KZ Buchenwald, 1943 - 1945 KZ Auschwitz (Arbeitslager III), 1945 Häftling in Nordhausen (Harz), Ravensbrück sowie Wöbbelin/Mecklenburg, Mai 1945 Befreiung durch US-Truppen nahe Schwerin. September 1945 - November 1946 Präsident des Oberlandesgerichts (OLG) Schwerin, September - Dezember 1946 Leitung eines Volksrichterlehrgangs in Schwerin, Ende 1946 wegen seiner Tätigkeit als Richter im sogenannten "Sachsenberg Euthanasie-Prozess" von der Besatzungsmacht verhaftet, August 1947 voll rehabilitiert entlassen, 1947 Mitbegründer und seit 1948 Präsident der Jüdischen Gemeinde in MV, seit September 1947 erneut Leitung eines Volksrichterlehrgangs, Februar 1948 - Juli 1952 Vorsitzender des Strafsenats am OLG Schwerin, seit September 1952 Oberrichter am Bezirksgericht Schwerin, Februar 1953 aus dem Justizdienst entlassen, 1953 - 1956 Auseinandersetzung mit Staats- und SED-Vertretern wegen seiner Entlassung, Gedenkstättenarbeit, Dezember 1956 nach Weigerung, öffentlich gegen den "Aggressor Israel" aufzutreten, Übersiedlung nach Westdeutschland, 1958 Mitbegründer der "Auschwitz-Gruppe", Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Frankfurt/Main und seit 1958 Justitiar des Landesverbands Hessen, Mitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland, 1966 Großes Bundesverdienstkreuz. 1921 SPD, 1945 SPD, 1946 SED, nach 1956 SPD.

Quellen: Rolf Bartusel: Biographische Skizze Franz Unikower, in: Zeitgeschichte Regional, Mitteilungen aus Mecklenburg-Vorpommern. 2. Jg. (1998), Nr. 2

Franz Urbansky

(geb. n/v, gest. n/v)

VdgB-Funktionär. Mitglied der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe MV, 1947 Landesbauernsekretär.

Quellen: van Melis (1999)

P. A. Ussow

(geb. n/v, gest. n/v)

SMA/SKK-Offizier. 1949 als Nachfolger von Awdejenko Stellvertreter für Zivilangelegenheiten der SMAM, Generalmajor, November 1949 - Februar 1951 Chef der Sowjetischen Kontrollkommision (SKK) in Mecklenburg-Vorpommern, abgelöst von A. I. Zolotuchin, danach gleiche Position in Sachsen-Anhalt.

Quellen: Elke Scherstjanoi: Das SKK-Statut. Zur Geschichte der Sowjetischen Kontrollkommission in Deutschland 1949 bis 1953. Eine Dokumentation. München 1998

Waldemar Verner

(geb. 1914, gest. 1982)

SED-Politiker, Admiral. Herkunft aus Chemnitzer Arbeiterfamilie, Volksschule, Lehre als Dekorateur, 1929 KJVD, 1933 verhaftet, März 1934 Anklage wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Untergrundarbeit als Instrukteur in Berlin und Magdeburg, 1935 Emigration in die Sowjetunion, 1935 - 1937 Lenin-Schule in Moskau, Eltern 1937 in der UdSSR verhaftet, 1938 nach Dänemark übergesiedelt, 1941 - 1945 Mitglied der KPD-Abschnittsleitung Nord, Mai - Dezember 1945 Redakteur der "Deutschen Nachrichten", politische Agitation in Flüchtlingslagern. Dezember 1945 Rückkehr nach Deutschland, 1946 - 1947 SED-Kreissekretär in Hagenow, 1947 - 1949 SED-Kreissekretär in Stralsund, 1947 - 1950 Mitglied des SED-Landesvorstands, 1950 Leiter des Informationsamts, seit 1950 Chef der Seepolizei, bzw. Seestreitkräfte, 1954 Kandidat und 1963 Mitglied des ZK der SED, 1955 - 1956 Ausbildung an der Seekriegsakademie Leningrad, 1957 - 1959 Chef der Seestreitkräfte der NVA, 1959 entlassen, 1959 - 1979 Stellvertreter des Ministers und Chef der Politischen Hauptverwaltung der NVA, 1961 Admiral, 1969 Vaterländischer Verdienstorden in Gold, 1970 Kampforden, 1974 Karl-Marx-Orden, 1979 Generalsekretär des KSZE-Komitees der DDR, seit 1981 Abgeordneter der Volkskammer. 1930 KPD, 1946 SED.

Quellen: WwW (1995)

Kurd von Bülow

(geb. 1899, gest. 1971)

Hochschullehrer. Studium der Geologie in Berlin und Greifswald, Promotion, Tätigkeit an der Preußischen Geologischen Landesanstalt Berlin, 1935 - 1968 Professor an der Universität Rostock, dort Direktor des Geologisch-Paläontologischen Instituts.

Quellen: Grewolls (1995)

Erich Wächter

(geb. 1908, gest. 1971)

CDU-Politiker. Herkunft aus Essener Arbeiterfamilie, Oberrealschule, 1924/1925 Höhere Handelsschule, 1925 - 1927 Volontariat als Feld- und Industriebahner in Essen, 1927 - 1944 Industrie- und Handelskaufmann bei der Deutschen Lufthansa, 1944/1945 Kriegsdienst, Gefangenschaft. 1945 - 1950 Verwaltungsangestellter, 1946 Kreisrat für Wirtschaft und stellvertr. Landrat im Kreis Hagenow, 1950 Landrat im Kreis Usedom, Februar - November 1950 als Nachfolger von S. Witte Landesminister für Wirtschaft (abgelöst von H. Lechtenberg), November 1950 - 1953 Staatssekretär im Verkehrsministerium der DDR, 1950 - 1958 Mitglied der Volkskammer, 1950 - 1958 Mitglied des CDU-Hauptvorstands und seines Präsidiums, Vorsitzender der Revisionskommission, 1953 - 1955 Präsident der IHK, Mai 1955 - 1968 stellvertr. Minister für Außenhandel und innerdeutschen Handel, 1968 - 1971 Handelsrat in Bulgarien. 1945 CDU.

Quellen: BHB (1995/96)

-- Walther

(geb. n/v, gest. n/v)

Abteilungsleiter Verwaltung. Professor, 1945/1946 Abteilungsleiter Gesundheitswesen beim Ersten Vizepräsidenten, von der SMAD verhaftet, seitdem verschollen. Nach 1945 SPD, SED.

Quellen: FG LHAS; SBZ (1993)

Herbert Warnke

(geb. 1902, gest. 1975)

SED-Politiker, FDGB-Vorsitzender. Herkunft aus Hamburger Maurerfamilie, Volksschule, 1916 - 1920 Bote, 1920 bis 1924 Ausbildung zum Nieter, Tätigkeit im KPD-Apparat, 1924 - 1928 Mitglied des Deutschen Metallarbeiterverbands (ausgeschlossen), 1927 Mitglied der KPD-Bezirksleitung Wasserkante, Referent an der Marxistischen Arbeiterschule, 1929/1930 Betriebsratsvorsitzender bei Blohm und Voss in Hamburg, hauptberuflicher KPD-Funktionär, Sekretär des Bezirkskomitees der Revolutionären Gewerkschaftsopposition in Bremen, Sekretär für Gewerkschaftsfragen bei der KPD-Bezirksleitung Weser-Ems, 1932/1933 Mitglied des Reichstags, 1933 - 1935 Sekretär der Roten Gewerkschaftsinternationale in Saarbrücken und Paris, Aufenthalt in Moskau, 1936 - 1938 Mitglied der KPD-Abschnittsleitung Nord in Kopenhagen, 1938 Ausbürgerung, anschließend in Schweden Leiter der Parteiemigration, 1939 - 1943 Haft und Internierung in Lüngmora (Schweden), dort Mitglied der illegalen Parteileitung, 1943 Mitglied der Landesgruppe der Deutschen Gewerkschaften, Landesvorstand des Freien Deutschen Kulturbunds, Arbeit unter Militärflüchtlingen. Dezember 1945 Rückkehr nach Deutschland, seit Februar 1946 Vorsitzender des FDGB-Landesvorstands MV, Mitglied des FDGB-Bundesvorstands, 1946/1947 Leiter der Hauptabteilung 7 (Betriebsräte) beim FDGB, 1948/1949 Mitglied des Deutschen Volksrats, Oktober 1948 bis 1975 Erster Vorsitzender des FDGB-Bundesvorstands, 1949 - 1975 Mitglied des SED-Parteivorstands bzw. des ZK, 1949 - 1953 Mitglied des Exekutivkomitees des Weltgewerkschaftsbunds (WGB), 1949 - 1975 Mitglied der Volkskammer, 1950 Mitglied des Nationalrats der Nationalen Front, 1950 - 1953 Mitglied des Sekretariats, Juli 1953 Kandidat und 1958 Mitglied des Politbüros des ZK der SED, 1953 - 1969 Vizepräsident des WGB, 1955 Vaterländischer Verdienstorden in Gold, 1962 Karl-Marx-Orden, 1967 Lenin-Friedenspreis, seit 1969 Mitglied des Büros des Generalrats des WGB, Stern der Völkerfreundschaft, 1971 - 1975 Mitglied des Staatsrats, 1972 Lenin-Orden. 1923 KPD, 1946 SED.

Quellen: WwW (1995); Herbert Warnke: Arbeiterklasse und Gewerkschaften. Aus Reden und Schriften 1945 - 1952. Berlin 1953

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Über das MV-Data-Projekt

Mein erstes und damit ältestes Web-Projekt: 1997/98 konzipiert, war das Ziel dieser 1999 entstandenen Online-Datenbank, biographische Informationen über die Funktionseliten in Politik und Gesellschaft Mecklenburg – Vorpommerns von 1945 bis 1952 systematisch zu erfassen und (geschichts-)interessierten Personen kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Die Daten haben seitdem mehrfach die technische Basis gewechselt. Auf Servern der Universität Münster lief die Website in HTML & Perl, als Datenbasis diente zunächst eine sogenannte flatfile database, 2001 wurde der Internet-Auftritt dann in die damals durchaus interessante Programmiersprache ColdFusion samt einer Mysql-Datenbank portiert. Mein persönliches & berufliches Interesse verschob sich danach zusehends in Richtung PHP und des CMS Typo3, 2007 folgte dann auch MV-Data in diese Umgebung. Dort verblieb es mehrere Typo3-Upgrades lang bis 2021. Da mir der Betrieb einer einzelnen CMS-Installation für die überschaubare MV-Data-Website schon länger etwas übertrieben vorkam, nutzte ich das nächste anstehende Typo3-Upgrade, um MV-Data in die WordPress-Umgebung meiner privaten Website zu überführen. Dafür waren lediglich ein passendes WordPress-Plugin zu programmieren und der Datenbestand per Export von einer Datenbank in die andere zu übertragen. Mit einer Lebenszeit von mehr als zwei Dekaden spiegelt MV-Data inzwischen selber ein Stück Internet-Geschichte wieder!

Doch zurück zum Thema: Die vorhandenen Einträge sind von teilweise sehr unterschiedlicher Herkunft, die Spannbreite reicht von einzelnen Zufallsfunden bis bis hin zu Ergebnissen größerer Forschungsprojekte, wie etwa Dissertationen, Monographien etc.

Als Online-Lexikon stellt das MV-Data-Projekt kein fertiges Produkt dar, sondern ist im Entstehen begriffen. Wenn Sie Ideen für weitere Einträge haben oder bestehende ergänzen oder korrigieren möchten, freuen ich mich sehr über Ihre E-Mail oder einen Brief.

Verwendete Quellen

Grundsätzlich werden die verwendeten Quellen am Ende jedes Eintrags genannt. Soweit die biographischen Angaben aus den unten aufgeführten Monographien entstammen, wird im Quellennachweis jedoch nur der Kurztitel zitiert. Bei Biographien, die noch nicht oder nur teilweise publiziert wurden, ist der jeweilige Quellenlieferant genannt.

Bartusel (1995) Rolf Bartusel: Die Politisierung der Justiz in Mecklenburg – Vorpommern 1945 – 1952. (Magisterarbeit) Münster 1995

BHB (1995/96) Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945 – 1990. Hg. von Gabriele Baumgartner und Dieter Hebig. 2 Bde. München 1995/96

Buch (1982) Günther Buch: Namen und Daten wichtiger Personen der DDR. Berlin, Bonn 1982

Buchstab (o. J.) Günter Buchstab (Hg.): Verfolgt und entrechtet. Die Ausschaltung Christlicher Demokraten unter sowjetischer Besatzung und SED-Herrschaft 1945 – 1961. Eine biographische Dokumentation. o. O., o. J.

FG LHAS Datenmaterial der Forschungsgruppe „MdI-Geschichte“ des Landeshauptarchivs Schwerin (Ende 60er/Anfang 70er Jahre)

Foitzik (1999) Jan Foitzik: Sowjetische Militäradministration (SMAD) 1945 – 1949. Struktur und Funktion. Berlin 1999

Geschichte (1986) Geschichte der Landesparteiorganisation der SED Mecklenburg 1945 – 1952. Hg. von den Bezirksleitungen der SED Neubrandenburg, Rostock, Schwerin. Rostock 1986

Geschichte (1970) Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Berlin (Ost) 1970

Grewolls (1995) Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern? Ein Personenlexikon. Bremen 1995

van Melis (1999) Damian van Melis: Entnazifizierung in Mecklenburg-Vorpommern. Herrschaft und Verwaltung 1945 – 1948. München 1999

Rottleuthner (1994) Hubert Rottleuthner (Hg.): Steuerung der Justiz in der DDR. Einflußnahme der Politik auf Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte. Köln 1994

SBZ (1993) SBZ-Handbuch, Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945-1949. Hg. von Martin Broszat und Hermann Weber. München 1993

SBZ (1961) SBZ-Biographie. Ein biographisches Nachschlagebuch über die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands. Bonn, Berlin (West) 1961

Sozialismus (1999) Sozialismus auf dem platten Land. Tradition und Transformation in Mecklenburg-Vorpommern von 1945 bis 1952. Hg. von D. van Melis. Schwerin 1999

Vereint (1966) Vereint sind wir alles. Erinnerungen an die Gründung der SED. Berlin (Ost) 1966

WwW (1995) Wer war wer in der DDR. Ein biographisches Handbuch. Hg. von Bernd-Rainer Barth u. a. Frankfurt/Main 1995

Mitarbeit

Die folgenden Personen haben mit Ihren Beiträgen, Einzelinformationen und/oder Korrekturen freundlicherweise zum Ausbau des MV-Data-Projekts beigetragen.

Dr. Rolf Bartusel: Trisinus GmbH, Münster
Dr. Klaus Baudis: Leiter der ehemaligen Forschungsgruppe „Geschichte des Ministeriums des Innern“ des Mecklenburgischen Landeshauptarchivs, Schwerin
Prof. Dr. Richard Bessel: University of York, York (UK)
Henrik Bispinck: Humboldt-Universität, Berlin
Dr. Jan Foitzik: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Grete Grewolls: Bibliotheksrätin, Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin
Dr. Martin Handschuck: Universität Rostock
Andreas Herbst: Diplom-Historiker, Forschungsbereich Widerstandsgeschichte an der
FU Berlin (Gedenkstätte Deutscher Widerstand)
Dr. Erika M. Hoerning: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Dr. Dierk Hoffmann: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landeshauptarchivs Schwerin, Schwerin
Prof. Dr. Joachim Mai: Greifswald
Dr. Helge Matthiesen: Waldeckische Landeszeitung, Korbach
Dr. Damian van Melis: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Jens Murken: Justus-Liebig-Universität, Giessen
Dr. Mario Niemann: Universität Rostock, Rostock
Oleg Peters: Diplomhistoriker, Berlin
Mathias Rautenberg MA: Geschichtswerkstatt Rostock e.V., Rostock
Dr. Elke Scherstjanoi: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Martin Schramm: Universität Bayreuth
Dr. Michael Schwartz: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Andreas Wagner: Politische Memoriale e.V., Schwerin
Angrit Weber MA: Geschichtswerkstatt Rostock e.V., Rostock
Meik Woyke: Universität Hamburg, Hamburg

Gefördertes Projekt

Das Projekt wurde 1998 bis 2000 von der Fritz-Thyssen-Stiftung finanziell gefördert.