MV-Data – Das Lexikon

Funktionseliten in Mecklenburg-Vorpommern von 1945 bis 1952

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Richard Grothkopp

(geb. 1920, gest. n/v)

Abteilungsleiter Verwaltung. 1948/1949-1950 Leiter des Sekretariats von Ministerpräsident W. Höcker, 1950-Juli 1952 als Nachfolger von E. Guth Hauptabteilungsleiter für Finanzen im Finanzministerium, 1952 stellvertr. Vorsitzender des Rats des Bezirks Rostock, 1952-1954 stellvertr. Hauptabteilungsleiter Staatshaushalt im Finanzministerium der DDR, 1958 Parteiausschluß, 1976 stellvertr. Vorsitzender des Rats des Kreises Wolgast. Nach 1945 SED.

Quellen: SBZ (1993); FG LHAS

Gottfried Grünberg

(geb. 1899, gest. 1985)

Vizepräsident, Minister. Herkunft aus oberschlesischer Kleinbauernfamilie, Dorfschule, mit 13 Jahren Arbeiter in einer Klemmplattenfabrik, danach im Bergbau, Soldat im Ersten Weltkrieg, Bergmann im Ruhrgebiet, in den zwanziger Jahre Verhaftung u. a. wegen "prosowjetischer Aktivitäten", Mitarbeit in der Internationalen Arbeiterhilfe und im Roten Frontkämpferbund, Arbeitsdelegation in das Don-Becken zum Aufbau der Kohlenindustrie der Sowjetunion, seit 1933 Studium an der Leninschule in Moskau, Annahme der sowjetischen Staatsbürgerschaft, 1935 Gast beim Siebten Weltkongreß der Kommunistischen Internationale, seit 1936 Soldat der "Internationalen Brigaden" im Spanischen Bürgerkrieg, danach über Frankreich Rückkehr in die UdSSR, Industrie-Instrukteur in Gorki, 1941 Soldat der Roten Armee, seit 1942 Schulung deutscher Kriegsgefangener in Krasnogorsk und Taliza, Mitarbeit im Nationalkomitee Freies Deutschland. Mai 1945 Rückkehr mit der Initiativgruppe Sobottka nach Deutschland, kurzzeitig politische Tätigkeit in Greifswald und auf Rügen, Stadtrat von Waren, 1945/1946 dritter Vizepräsident der Landesverwaltung für Kultur und Volksbildung sowie Justiz, seit Dezember 1946 Mitglied des Landtags, Dezember 1946 - 1950 Minister für Volksbildung und Kultur, 1947 Mitbegründer und erster Landesvorsitzender der Gesellschaft zum Studium der Sowjetunion, 1950 - 1956 Generalsekretär des Zentralvorstands der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, später Tätigkeiten in der Nationalen Volksarmee und als Militärattaché in Moskau. 1928 KPD, 1946 SED.

Quellen: Geschichte (1986); FG LHAS; Vereint sind wir alles. Erinnerungen an die Gründung der SED. Berlin (Ost) 1966

Ernst oder Erich Guth

(geb. 1902, gest. 1972)

Abteilungsleiter Verwaltung. Bürogehilfe, Stadtverordneter in Stettin, 1939-1945 Kriegsdienst, seit 1945 Stadtkämmerer in Stralsund, September 1947-Juli 1950 Mitglied des SED-Parteivorstands, 1947-1949 SED-Sekretär in Stralsund, mindestens 1948-September 1950 Hauptabteilungsleiter im Finanzministerium (Nachfolger: R. Grothkopp), verantwortlich für Personal, Haushalt, Allgemeine Angelegenheiten, Kontrolle und Revision, seit November 1949 als stellvertr. Minister(?) auch für die Abteilung Steuern und Zölle zuständig, 1950 kommissarischer Leiter der Finanzdirektion Sachsen, Juli 1950-Januar 1951 Tätigkeit in der Zentralen Finanzdirektion der DDR, seit Januar 1951 Hauptabteilungsleiter im Finanzministerium der DDR. 1918 SPD, seit 1945 SPD/SED.

Quellen: SBZ (1993); FG LHAS

Clara Hacker

(geb. 1885, gest. n/v)

SED-Politikerin, FDGB-Funktionärin. Herkunft aus Gadebusch, Handelsschule, Stenotypistin, 1906 Gewerkschaftseintritt, anschließend verschiedene Gewerkschaftstätigkeiten, 1910 Besuch der SPD-Parteischule in Berlin, danach Redaktions-Sekretärun der Volks-Zeitung in Schleswig-Holstein, 1939 - 1943 Sachbearbeiterin im Jugendamt, 1945 Leiterin des Jugendamts, seit Mai 1946 Mitglied des FDGB-Landesvorstands, Oktober 1946 - 1950 Mitglied des Landtags und Vorsitzende seines Sozialausschusses. 1908 SPD, 1919 USPD, seit 1945 KPD, SED.

Quellen: Handbuch (o. J.)

Gottfried Hamacher

(geb. n/v, gest. n/v)

SED-Politiker. 1945 - August 1946 Leiter der KPD/SED-Landesparteischule, September 1947 - Mai 1949 Mitglied des SED-Landessekretariats, 1947 Mitglied des Landesvorstands der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF), seit Mai 1949 Erster DSF-Landesvorsitzender, 1950/1951 stellvertr. DSF-Generalsekretär. Seit 1945 KPD/SED.

Quellen: SBZ (1993)

Ernst Hansch

(geb. n/v, gest. n/v)

Verwaltungsfunktionär. Sekretariatsmitarbeiter der Landesbodenkommission in Mecklenburg-Vorpommern.

Quellen: Sozialismus (1999)

Annemarie von Harlem

(geb. 1890, gest. n/v)

CDU-Politikerin. Studium in Rostock, Heidelberg und Münster, Promotion, Oberstudiendirektorin, 1920 - 1939 Lehrerein in Finnland, 1940 - 1945 verschiedene Lehreranstellungen in Mecklenburg. 1945/1946 Lehrerin in Rostock und Vorlesungsbeauftragte an der Universität Rostock, Oktober 1946 - 1948 Mitglied des Landtags und seines Präsidiums, seit Mai 1947 Beisitzerin im CDU-Landesvorstand, September 1948 Flucht nach Westdeutschland. 1945 CDU.

Quellen: Handbuch (o. J); SBZ (1993)

Gustav Hase

(geb. n/v, gest. n/v)

Landespolizeichef. Geboren in Neuhof bei Parchim, Soldat im Ersten Weltkrieg, Januar 1920-1921 Tätigkeit bei der Ordnungspolizei Mecklenburg-Schwerin, 1921 aus dem Polizeidienst entlassen wegen "verbotener politischer Betätigung, die damals vorwiegend in der Verbreitung kommunistischer Flugblätter in den Kasernenunterkünften bestand", 1928 Sekretär der KPD-Ortsgruppe Parchim, bis 1933 verschiedene Funktionen (Leiter des KPD-Unterbezirks Mecklenburg-Süd, Mitglied der KPD-Bezirksleitung, zeitweilig Leiter des Roten Frontkämpferbunds, leitender Gewerkschaftsfunktionär, Kreistagsabgeordneter und Stadtverordneter der KPD, November 1932 Mitglied der neugewählten KPD-Bezirksleitung, Februar 1933 Leiter des KPD-Unterbezirks Parchim, April 1933 verhaftet und bis 1934 in Strafanstalt Bützow-Dreibergen inhaftiert, unter ständiger Polizeikontrolle, Widerstandsarbeit mit ausländischen Zwangsarbeitern, August 1944 Verhaftung im Rahmen der Aktion "Gewitter" in Parchim, September 1944 Flucht aus dem Gerichtsgefängnis, Oktober 1944 erneute Verhaftung, Februar 1945 Verhandlung vor dem 2. Strafsenat des Volksgerichtshofes, April/Mai 1945 Befreiung aus dem Gefängnis Moabit durch sowjetische Truppen, Dezember 1945 - März 1946 Präsident bzw. Chef der Landespolizei Mecklenburgs, 1946 von dieser Funktion entbunden wegen Übergriffen und Mißhandlungen von Gefangenen und ungerechtfertigten Beschlagnahmungen ("roter Gestapokeller"), nach Berlin abberufen (Nachfolger: H. Kahle), dort im Ministerium für Landwirtschaft mit der Verwaltung volkseigener Güter beschäftigt. 1923 KPD, 1945 KPD.

Quellen: Mario Niermann; LHAS Schwerin, BPA, Nr. V5/082 (Erinnerungen Gustav Hase); Sozialismus (1999)

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Über das MV-Data-Projekt

Mein erstes und damit ältestes Web-Projekt: 1997/98 konzipiert, war das Ziel dieser 1999 entstandenen Online-Datenbank, biographische Informationen über die Funktionseliten in Politik und Gesellschaft Mecklenburg – Vorpommerns von 1945 bis 1952 systematisch zu erfassen und (geschichts-)interessierten Personen kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Die Daten haben seitdem mehrfach die technische Basis gewechselt. Auf Servern der Universität Münster lief die Website in HTML & Perl, als Datenbasis diente zunächst eine sogenannte flatfile database, 2001 wurde der Internet-Auftritt dann in die damals durchaus interessante Programmiersprache ColdFusion samt einer Mysql-Datenbank portiert. Mein persönliches & berufliches Interesse verschob sich danach zusehends in Richtung PHP und des CMS Typo3, 2007 folgte dann auch MV-Data in diese Umgebung. Dort verblieb es mehrere Typo3-Upgrades lang bis 2021. Da mir der Betrieb einer einzelnen CMS-Installation für die überschaubare MV-Data-Website schon länger etwas übertrieben vorkam, nutzte ich das nächste anstehende Typo3-Upgrade, um MV-Data in die WordPress-Umgebung meiner privaten Website zu überführen. Dafür waren lediglich ein passendes WordPress-Plugin zu programmieren und der Datenbestand per Export von einer Datenbank in die andere zu übertragen. Mit einer Lebenszeit von mehr als zwei Dekaden spiegelt MV-Data inzwischen selber ein Stück Internet-Geschichte wieder!

Doch zurück zum Thema: Die vorhandenen Einträge sind von teilweise sehr unterschiedlicher Herkunft, die Spannbreite reicht von einzelnen Zufallsfunden bis bis hin zu Ergebnissen größerer Forschungsprojekte, wie etwa Dissertationen, Monographien etc.

Als Online-Lexikon stellt das MV-Data-Projekt kein fertiges Produkt dar, sondern ist im Entstehen begriffen. Wenn Sie Ideen für weitere Einträge haben oder bestehende ergänzen oder korrigieren möchten, freuen ich mich sehr über Ihre E-Mail oder einen Brief.

Verwendete Quellen

Grundsätzlich werden die verwendeten Quellen am Ende jedes Eintrags genannt. Soweit die biographischen Angaben aus den unten aufgeführten Monographien entstammen, wird im Quellennachweis jedoch nur der Kurztitel zitiert. Bei Biographien, die noch nicht oder nur teilweise publiziert wurden, ist der jeweilige Quellenlieferant genannt.

Bartusel (1995) Rolf Bartusel: Die Politisierung der Justiz in Mecklenburg – Vorpommern 1945 – 1952. (Magisterarbeit) Münster 1995

BHB (1995/96) Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945 – 1990. Hg. von Gabriele Baumgartner und Dieter Hebig. 2 Bde. München 1995/96

Buch (1982) Günther Buch: Namen und Daten wichtiger Personen der DDR. Berlin, Bonn 1982

Buchstab (o. J.) Günter Buchstab (Hg.): Verfolgt und entrechtet. Die Ausschaltung Christlicher Demokraten unter sowjetischer Besatzung und SED-Herrschaft 1945 – 1961. Eine biographische Dokumentation. o. O., o. J.

FG LHAS Datenmaterial der Forschungsgruppe „MdI-Geschichte“ des Landeshauptarchivs Schwerin (Ende 60er/Anfang 70er Jahre)

Foitzik (1999) Jan Foitzik: Sowjetische Militäradministration (SMAD) 1945 – 1949. Struktur und Funktion. Berlin 1999

Geschichte (1986) Geschichte der Landesparteiorganisation der SED Mecklenburg 1945 – 1952. Hg. von den Bezirksleitungen der SED Neubrandenburg, Rostock, Schwerin. Rostock 1986

Geschichte (1970) Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Berlin (Ost) 1970

Grewolls (1995) Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern? Ein Personenlexikon. Bremen 1995

van Melis (1999) Damian van Melis: Entnazifizierung in Mecklenburg-Vorpommern. Herrschaft und Verwaltung 1945 – 1948. München 1999

Rottleuthner (1994) Hubert Rottleuthner (Hg.): Steuerung der Justiz in der DDR. Einflußnahme der Politik auf Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte. Köln 1994

SBZ (1993) SBZ-Handbuch, Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945-1949. Hg. von Martin Broszat und Hermann Weber. München 1993

SBZ (1961) SBZ-Biographie. Ein biographisches Nachschlagebuch über die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands. Bonn, Berlin (West) 1961

Sozialismus (1999) Sozialismus auf dem platten Land. Tradition und Transformation in Mecklenburg-Vorpommern von 1945 bis 1952. Hg. von D. van Melis. Schwerin 1999

Vereint (1966) Vereint sind wir alles. Erinnerungen an die Gründung der SED. Berlin (Ost) 1966

WwW (1995) Wer war wer in der DDR. Ein biographisches Handbuch. Hg. von Bernd-Rainer Barth u. a. Frankfurt/Main 1995

Mitarbeit

Die folgenden Personen haben mit Ihren Beiträgen, Einzelinformationen und/oder Korrekturen freundlicherweise zum Ausbau des MV-Data-Projekts beigetragen.

Dr. Rolf Bartusel: Trisinus GmbH, Münster
Dr. Klaus Baudis: Leiter der ehemaligen Forschungsgruppe „Geschichte des Ministeriums des Innern“ des Mecklenburgischen Landeshauptarchivs, Schwerin
Prof. Dr. Richard Bessel: University of York, York (UK)
Henrik Bispinck: Humboldt-Universität, Berlin
Dr. Jan Foitzik: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Grete Grewolls: Bibliotheksrätin, Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin
Dr. Martin Handschuck: Universität Rostock
Andreas Herbst: Diplom-Historiker, Forschungsbereich Widerstandsgeschichte an der
FU Berlin (Gedenkstätte Deutscher Widerstand)
Dr. Erika M. Hoerning: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Dr. Dierk Hoffmann: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landeshauptarchivs Schwerin, Schwerin
Prof. Dr. Joachim Mai: Greifswald
Dr. Helge Matthiesen: Waldeckische Landeszeitung, Korbach
Dr. Damian van Melis: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Jens Murken: Justus-Liebig-Universität, Giessen
Dr. Mario Niemann: Universität Rostock, Rostock
Oleg Peters: Diplomhistoriker, Berlin
Mathias Rautenberg MA: Geschichtswerkstatt Rostock e.V., Rostock
Dr. Elke Scherstjanoi: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Martin Schramm: Universität Bayreuth
Dr. Michael Schwartz: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Andreas Wagner: Politische Memoriale e.V., Schwerin
Angrit Weber MA: Geschichtswerkstatt Rostock e.V., Rostock
Meik Woyke: Universität Hamburg, Hamburg

Gefördertes Projekt

Das Projekt wurde 1998 bis 2000 von der Fritz-Thyssen-Stiftung finanziell gefördert.