Funktionseliten in Mecklenburg-Vorpommern von 1945 bis 1952
Reinhold Lobedanz
(geb. 1880, gest. 1955)
CDU-Politiker. Herkunft aus Schweriner Lehrerfamilie, Gymnasium, 1899 - 1903 juristisches Studium in Heidelberg, Leipzig und Rostock, 1903 Promotion, seit 1907 Assessor, 1912 - 1914 Leiter des Versicherungsamts Wismar, 1914 - 1920 Leiter des Versicherungsamts Schwerin, 1919 Ministerialrat im mecklenburgischen Staatsministerium und bis zur Entlassung 1933 im mecklenburgischen Staatsdienst tätig, 1923 - 1930 DDP-Landesvorsitzender in Mecklenburg, 1933 - 1945 Verwaltungstätigkeiten in den Bereichen Gesundheit und Kultur. 1945 Mitbegründer der CDU und bis Juli 1952 CDU-Landesvorsitzender, September 1945 - 1950 leitender Ministerialdirektor in der Präsidialabteilung beim Ministerpräsidenten, Dezember 1945 - Dezember 1947 stellvertr. Vorsitzender der CDU in der SBZ, Dezember 1946 - 1952 Mitglied und Erster Vizepräsident des Landtags, Dezember 1947 - September 1948 kommissarische Leitung, September 1948 - März 1955 erneut stellvertr. Vorsitzender der CDU in der SBZ, 1948/1949 Mitglied der Deutschen Wirtschaftskommission, März 1948 - 1955 Mitglied des Deutschen Volksrats bzw. der Volkskammer und seit 1949 der Länderkammer, 1952 - 1955 Mitglied des CDU-Bezirksvorstands Schwerin. 1919 - 1930 DDP, 1930 - 1933 Deutsche Staatspartei, seit 1945 CDU.
Quellen: SBZ (1993); Hans Koch: Reinhold Lobedanz. Berlin 1977
Friedel "Frieda" Löhr
(geb. 1897, gest. n/v)
Personalreferentin Verwaltung. Im Mai 1945 mit der Initiativgruppe Sobottka Rückkehr aus dem sowjetischem Exil, Sommer 1945 bis März 1950 Leiterin der Personalabteilung (später auch Schulung) der Justizverwaltung in Meckleburg - Vorpommern, nach langwierigen Auseinandersetzungen um eine für die SED angeblich nachteilige Personalpolitik und ihren Übertritt in die NDPD Ausscheiden aus der Justizverwaltung, im Frühjahr 1950 mit ihrem Ehemann J. Löhr Übersiedlung nach Rumänien, der dort als Botschafter tätig wurde. 1921 KPD, 1946 SED, seit September 1949 NDPD.
Quellen: Bartusel (1995)
Johnny Löhr
(geb. 1899, gest. 1967)
SED-Politiker. Herkunft aus Hamburger Arbeiterfamilie, Volks- und Gewerbeschule, 1913 - 1916 Schlosserausbildung, 1922 - 1925 Abendschule, 1925 - 1928 Ingenieursstudium in Leipzig, seit 1928 Mitarbeiter der Kommunistischen Internationale, 1928 - 1930 NKWD-Agent in Rumänien, 1930 - 1940 dort inhaftiert, 1940 Übersiedlung in die Sowjetunion, seit 1941 Agitation unter deutschen Kriegsgefangenen. 1945 Rückkehr mit der Initiativgruppe Sobottka nach Deutschland, 1945/1946 Leiter der Abteilung Handel und Versorgung der mecklenburgischen Landesverwaltung, 1945 - 1947 Mitglied des Landesvorstands der KPD/SED, 1946 Leiter der Hauptabteilung Industrie im Wirtschaftsministerium, 1947 Ministerialdirektor im Wirtschaftsministerium, 1948 - 1950 Vizepräsident der IHK Mecklenburg, 1948 Mitbegründer der NDPD, 1948 Mitglied des Hauptausschusses und Juni 1948 - April 1950 Vorsitzender des NDPD-Landesverbandes, seit 1949 Mitglied des Volksrats und später der Volkskammer, seit Juni 1950 Mitglied des DDR-Vorstands der NDPD, 1950/1951 Botschafter der DDR in Rumänien, 1953 - 1958 Vizepräsident der IHK der DDR, verheiratet mit F. Löhr. 1922 KPD, 1946 SED, 1948 NDPD.
Quellen: SBZ (1993)
Hermann Lüdemann
(geb. 1880, gest. 1959)
Landesgeschäftsführer SPD. Herkunft aus Lübecker Kleinbürgerfamilie, Real- und Gewerbeschule, Ingenieursschule in Zwickau, Studium an der Technischen Universität Berlin, 1899 - 1904 als Ingenieur tätig, seit 1905 Geschäftsführer des Gewerkschaftsvereins "Bund der technischen Angestellten und Beamten", 1915 Stadtverordneter von Berlin-Wilmersdorf, 1918/1919 Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Berlin, seit 1920 Mitglied des preußischen Landtags, 1921 preußischer Staats- und Finanzminister, 1927 Regierungspräsident Lüneburg, 1928 - 1932 Oberpräsident in Breslau, zwischen 1933 und 1945 mehrfach in Konzentrationslagern inhaftiert. 1945 Landesgeschäftsführer und Sekretär des Bezirksvorstands der SPD Mecklenburg-Vorpommern, Mitte 1946 Flucht nach West-Berlin, 1946 - 1958 Mitglied des Landtags Schleswig-Holstein, 1946 Innenminister und 1947 - 1949 Ministerpräsident Schleswig-Holstein. 1949 Rücktritt nach Wahlniederlage. 1912 SPD.
Quellen: Klaus Schwabe: Die Zwangsvereinigung von KPD und SED in Mecklenburg-Vorpommern. Schwerin 1992
Günter Ludwig
(geb. 1899, gest. 1971)
Minister. Herkunft aus Offiziersfamilie, 1912 - 1918 Kadettenanstalt, 1917 - 1945 Berufssoldat (Oberst), 1943 - 1948 sowjetische Kriegsgefangenschaft, Mitarbeit im "Nationalkomitee Freies Deutschland", 1948 - 1949 Stabschef der Grenzpolizei in Thüringen, 1949 - 1950 NDPD-Landesvorsitzender in Thüringen, 1949 - 1950 Mitglied der Volkskammer, 1950 Minister für Justiz sowie Juli 1950 - August 1952 Minister für Handel und Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern, NDPD-Landesvorsitzender in Mecklenburg-Vorpommern, seit 1952 stellvertr. Vorsitzender des Rats des Bezirks Rostock, seit 1953 Oberst der Kasernierten Volkspolizei/NVA.
Quellen: SAPMO, Nr. IV/2/13/52; SBZ (1993)
Über das MV-Data-Projekt
Mein erstes und damit ältestes Web-Projekt: 1997/98 konzipiert, war das Ziel dieser 1999 entstandenen Online-Datenbank, biographische Informationen über die Funktionseliten in Politik und Gesellschaft Mecklenburg – Vorpommerns von 1945 bis 1952 systematisch zu erfassen und (geschichts-)interessierten Personen kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Die Daten haben seitdem mehrfach die technische Basis gewechselt. Auf Servern der Universität Münster lief die Website in HTML & Perl, als Datenbasis diente zunächst eine sogenannte flatfile database, 2001 wurde der Internet-Auftritt dann in die damals durchaus interessante Programmiersprache ColdFusion samt einer Mysql-Datenbank portiert. Mein persönliches & berufliches Interesse verschob sich danach zusehends in Richtung PHP und des CMS Typo3, 2007 folgte dann auch MV-Data in diese Umgebung. Dort verblieb es mehrere Typo3-Upgrades lang bis 2021. Da mir der Betrieb einer einzelnen CMS-Installation für die überschaubare MV-Data-Website schon länger etwas übertrieben vorkam, nutzte ich das nächste anstehende Typo3-Upgrade, um MV-Data in die WordPress-Umgebung meiner privaten Website zu überführen. Dafür waren lediglich ein passendes WordPress-Plugin zu programmieren und der Datenbestand per Export von einer Datenbank in die andere zu übertragen. Mit einer Lebenszeit von mehr als zwei Dekaden spiegelt MV-Data inzwischen selber ein Stück Internet-Geschichte wieder!
Doch zurück zum Thema: Die vorhandenen Einträge sind von teilweise sehr unterschiedlicher Herkunft, die Spannbreite reicht von einzelnen Zufallsfunden bis bis hin zu Ergebnissen größerer Forschungsprojekte, wie etwa Dissertationen, Monographien etc.
Als Online-Lexikon stellt das MV-Data-Projekt kein fertiges Produkt dar, sondern ist im Entstehen begriffen. Wenn Sie Ideen für weitere Einträge haben oder bestehende ergänzen oder korrigieren möchten, freuen ich mich sehr über Ihre E-Mail oder einen Brief.
Verwendete Quellen
Grundsätzlich werden die verwendeten Quellen am Ende jedes Eintrags genannt. Soweit die biographischen Angaben aus den unten aufgeführten Monographien entstammen, wird im Quellennachweis jedoch nur der Kurztitel zitiert. Bei Biographien, die noch nicht oder nur teilweise publiziert wurden, ist der jeweilige Quellenlieferant genannt.
Bartusel (1995) Rolf Bartusel: Die Politisierung der Justiz in Mecklenburg – Vorpommern 1945 – 1952. (Magisterarbeit) Münster 1995
BHB (1995/96) Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945 – 1990. Hg. von Gabriele Baumgartner und Dieter Hebig. 2 Bde. München 1995/96
Buch (1982) Günther Buch: Namen und Daten wichtiger Personen der DDR. Berlin, Bonn 1982
Buchstab (o. J.) Günter Buchstab (Hg.): Verfolgt und entrechtet. Die Ausschaltung Christlicher Demokraten unter sowjetischer Besatzung und SED-Herrschaft 1945 – 1961. Eine biographische Dokumentation. o. O., o. J.
FG LHAS Datenmaterial der Forschungsgruppe „MdI-Geschichte“ des Landeshauptarchivs Schwerin (Ende 60er/Anfang 70er Jahre)
Foitzik (1999) Jan Foitzik: Sowjetische Militäradministration (SMAD) 1945 – 1949. Struktur und Funktion. Berlin 1999
Geschichte (1986) Geschichte der Landesparteiorganisation der SED Mecklenburg 1945 – 1952. Hg. von den Bezirksleitungen der SED Neubrandenburg, Rostock, Schwerin. Rostock 1986
Geschichte (1970) Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Berlin (Ost) 1970
Grewolls (1995) Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern? Ein Personenlexikon. Bremen 1995
van Melis (1999) Damian van Melis: Entnazifizierung in Mecklenburg-Vorpommern. Herrschaft und Verwaltung 1945 – 1948. München 1999
Rottleuthner (1994) Hubert Rottleuthner (Hg.): Steuerung der Justiz in der DDR. Einflußnahme der Politik auf Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte. Köln 1994
SBZ (1993) SBZ-Handbuch, Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945-1949. Hg. von Martin Broszat und Hermann Weber. München 1993
SBZ (1961) SBZ-Biographie. Ein biographisches Nachschlagebuch über die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands. Bonn, Berlin (West) 1961
Sozialismus (1999) Sozialismus auf dem platten Land. Tradition und Transformation in Mecklenburg-Vorpommern von 1945 bis 1952. Hg. von D. van Melis. Schwerin 1999
Vereint (1966) Vereint sind wir alles. Erinnerungen an die Gründung der SED. Berlin (Ost) 1966
WwW (1995) Wer war wer in der DDR. Ein biographisches Handbuch. Hg. von Bernd-Rainer Barth u. a. Frankfurt/Main 1995
Mitarbeit
Die folgenden Personen haben mit Ihren Beiträgen, Einzelinformationen und/oder Korrekturen freundlicherweise zum Ausbau des MV-Data-Projekts beigetragen.
Dr. Rolf Bartusel: Trisinus GmbH, Münster
Dr. Klaus Baudis: Leiter der ehemaligen Forschungsgruppe „Geschichte des Ministeriums des Innern“ des Mecklenburgischen Landeshauptarchivs, Schwerin
Prof. Dr. Richard Bessel: University of York, York (UK)
Henrik Bispinck: Humboldt-Universität, Berlin
Dr. Jan Foitzik: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Grete Grewolls: Bibliotheksrätin, Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin
Dr. Martin Handschuck: Universität Rostock
Andreas Herbst: Diplom-Historiker, Forschungsbereich Widerstandsgeschichte an der
FU Berlin (Gedenkstätte Deutscher Widerstand)
Dr. Erika M. Hoerning: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Dr. Dierk Hoffmann: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landeshauptarchivs Schwerin, Schwerin
Prof. Dr. Joachim Mai: Greifswald
Dr. Helge Matthiesen: Waldeckische Landeszeitung, Korbach
Dr. Damian van Melis: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Jens Murken: Justus-Liebig-Universität, Giessen
Dr. Mario Niemann: Universität Rostock, Rostock
Oleg Peters: Diplomhistoriker, Berlin
Mathias Rautenberg MA: Geschichtswerkstatt Rostock e.V., Rostock
Dr. Elke Scherstjanoi: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Martin Schramm: Universität Bayreuth
Dr. Michael Schwartz: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Andreas Wagner: Politische Memoriale e.V., Schwerin
Angrit Weber MA: Geschichtswerkstatt Rostock e.V., Rostock
Meik Woyke: Universität Hamburg, Hamburg
Gefördertes Projekt
Das Projekt wurde 1998 bis 2000 von der Fritz-Thyssen-Stiftung finanziell gefördert.