Funktionseliten in Mecklenburg-Vorpommern von 1945 bis 1952
Otto Möller
(geb. 1892, gest. 1978)
Vizepräsident, Minister. Agrartechniker, seit 1933 Arbeit im "Reichsnährstand", Landwirtschaftsrat. Juli 1945 - Dezember 1946 Zweiter Vizepräsident der Landesverwaltung, Dezember 1946 - 1948 Minister für Landwirtschaft und Forsten sowie Zuständigkeit für Handel und Versorgung, 1948 - 1950 Professor für Kulturtechnik an der Universität Rostock, 1949/1950 stellvertr. Vorsitzender des NDPD-Landesvorstands Mecklenburg, ab 1949 Mitglied des NDPD-Hauptvorstandes, 1950 - 1963 Mitglied der Volkskammer, 1952 - 1955 Leiter des Amtes für Wasserwirtschaft der DDR, seit 1955 Professor an der Universität Rostock. Vor 1933 DDP, 1932/1933 Stahlhelm (Austritt), 1945 CDU, 1948 NDPD.
Quellen: van Melis (1999)
Carl Moltmann
(geb. 1884, gest. 1960)
Landtagspräsident. Herkunft aus mecklenburgischer Zieglerfamilie, Volksschule, 1898 - 1901 Tischlerausbildung in Parchim, 1901 - 1907 Wanderschaft durch Deutschland, Schweiz, Österreich und Italien, seit 1902 gewerkschaftlich organisiert, 1907 - 1911 Vorsitzender des Sozialdemokratischen Wahlvereins und des Holzarbeiterverbands in Parchim, 1911 - 1915 örtliche Parteifunktionen in Schwerin, 1915 - 1918 Kriegsdienst (Armierungssoldat), 1919 - 1928 SPD-Parteisekretär für den südwestlichen Teil Mecklenburgs, 1919 - 1933 Mitglied des Landtags von Mecklenburg-Schwerin, 1929 - 1933 Leiter des Landesarbeitsamtes, Vorsitzender der sozialdemokratischen Landtagsfraktion, 1932/1933 Reichstagsabgeordneter, 1934 - 1945 Betrieb eines Zigarrenladens in Schwerin, der als konspirativer Treffpunkt führender kommunistischer und sozialdemokratischer Parteivertreter diente, 1944 kurzzeitig inhaftiert. Juni 1945 Mitbegründer und Vorsitzender der SPD-Ortsgruppe Schwerin, 1945/1946 SPD-Landesvorsitzender und Mitglied des Parteiausschusses, 1945/1946 erneut Leiter des Landesarbeitsamts, April 1946 - 1948 neben K. Bürger paritätischer Landesvorsitzender der SED, danach Mitglied des SED-Landesvorstands, 1946 - 1952 Präsident des Landtags, 1952 - 1960 Abgeordneter des Bezirkstags Schwerin, Vorsitzender des Bezirkskomitees des Deutschen Roten Kreuzes. 1902 SPD, seit 1945 SPD, SED.
Quellen: Geschichte (1986)
Karl Moritz
(geb. 1892, gest. 1972)
FDGB-Funktionär. Volksschule, Schmied/Schlosser, 1916 Deutscher Metallarbeiter-Verband, 1922 - 1933 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Wismar, 1927 - 1932 Mitglied des Landtags von Mecklenburg-Schwerin, 1928 - 1933 Geschäftsführer des Deutschen Metallarbeiter-Verbands in Wismar, 1933 - 1945 Tätigkeit als Vertreter, August 1944 in Haft. 1945 Leiter des Arbeitsamtes in Wismar, im Oktober 1945 abgesetzt, 1945 - 1946 Mitglied des SPD-Landesvorstands, 1945 - [1948?] Mitglied des FDGB-Landesvorstands, 1946 Sekretär der SED in Wismar, 1946 - 1948 Mitglied des SED-Landesvorstands, 1946 - 1948 Mitglied des Landtags, 1947 Parteirüge, 1948 Untersuchungshaft in Schwerin, Zwangsarbeit in der Nähe von Workuta, 1953 Rückkehr nach Wismar, 1954 - 1971 Tätigkeit beim Konsumverband in Wismar. 1919 SPD, 1945 SPD, 1946 SED.
Quellen: Meik Woyke; Brunner, Detlev: Sozialdemokraten im FDGB. Von der Gewerkschaft zur Massenorganisation, 1945 bis in die frühen 1950er Jahre. Essen 2000.
Margarete Müller, geb. Gundlach
(geb. 1887, gest. 1958)
CDU-Politikerin. Fürsorgerin, Mitglied des CDU Ortsvorstands Usedom, 1946 - 1948 Mitglied des Kreistags Usedom, 1946 - 1950 Mitglied des Landtags, Mitarbeiterin von W. Jöhren, September 1950 wegen Kontakte zu W. Jöhren und J. Kaiser gemeinsam mit W. Kolberg und weiteren CDU-Mitgliedern verhaftet, Mai 1951 wegen "Spionage, Antisowjethetze und Gruppenbildung" vom Sowjetischen Militärtribunal Schwerin zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt, Juli 1951 Deporation in die UdSSR, bis Dezember 1953 Lagerhaft im sibirischen Taischet, Januar 1954 Übersiedlung nach West-Berlin. 1945 CDU.
Quellen: Buchstab (o. J.)
Über das MV-Data-Projekt
Mein erstes und damit ältestes Web-Projekt: 1997/98 konzipiert, war das Ziel dieser 1999 entstandenen Online-Datenbank, biographische Informationen über die Funktionseliten in Politik und Gesellschaft Mecklenburg – Vorpommerns von 1945 bis 1952 systematisch zu erfassen und (geschichts-)interessierten Personen kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Die Daten haben seitdem mehrfach die technische Basis gewechselt. Auf Servern der Universität Münster lief die Website in HTML & Perl, als Datenbasis diente zunächst eine sogenannte flatfile database, 2001 wurde der Internet-Auftritt dann in die damals durchaus interessante Programmiersprache ColdFusion samt einer Mysql-Datenbank portiert. Mein persönliches & berufliches Interesse verschob sich danach zusehends in Richtung PHP und des CMS Typo3, 2007 folgte dann auch MV-Data in diese Umgebung. Dort verblieb es mehrere Typo3-Upgrades lang bis 2021. Da mir der Betrieb einer einzelnen CMS-Installation für die überschaubare MV-Data-Website schon länger etwas übertrieben vorkam, nutzte ich das nächste anstehende Typo3-Upgrade, um MV-Data in die WordPress-Umgebung meiner privaten Website zu überführen. Dafür waren lediglich ein passendes WordPress-Plugin zu programmieren und der Datenbestand per Export von einer Datenbank in die andere zu übertragen. Mit einer Lebenszeit von mehr als zwei Dekaden spiegelt MV-Data inzwischen selber ein Stück Internet-Geschichte wieder!
Doch zurück zum Thema: Die vorhandenen Einträge sind von teilweise sehr unterschiedlicher Herkunft, die Spannbreite reicht von einzelnen Zufallsfunden bis bis hin zu Ergebnissen größerer Forschungsprojekte, wie etwa Dissertationen, Monographien etc.
Als Online-Lexikon stellt das MV-Data-Projekt kein fertiges Produkt dar, sondern ist im Entstehen begriffen. Wenn Sie Ideen für weitere Einträge haben oder bestehende ergänzen oder korrigieren möchten, freuen ich mich sehr über Ihre E-Mail oder einen Brief.
Verwendete Quellen
Grundsätzlich werden die verwendeten Quellen am Ende jedes Eintrags genannt. Soweit die biographischen Angaben aus den unten aufgeführten Monographien entstammen, wird im Quellennachweis jedoch nur der Kurztitel zitiert. Bei Biographien, die noch nicht oder nur teilweise publiziert wurden, ist der jeweilige Quellenlieferant genannt.
Bartusel (1995) Rolf Bartusel: Die Politisierung der Justiz in Mecklenburg – Vorpommern 1945 – 1952. (Magisterarbeit) Münster 1995
BHB (1995/96) Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945 – 1990. Hg. von Gabriele Baumgartner und Dieter Hebig. 2 Bde. München 1995/96
Buch (1982) Günther Buch: Namen und Daten wichtiger Personen der DDR. Berlin, Bonn 1982
Buchstab (o. J.) Günter Buchstab (Hg.): Verfolgt und entrechtet. Die Ausschaltung Christlicher Demokraten unter sowjetischer Besatzung und SED-Herrschaft 1945 – 1961. Eine biographische Dokumentation. o. O., o. J.
FG LHAS Datenmaterial der Forschungsgruppe „MdI-Geschichte“ des Landeshauptarchivs Schwerin (Ende 60er/Anfang 70er Jahre)
Foitzik (1999) Jan Foitzik: Sowjetische Militäradministration (SMAD) 1945 – 1949. Struktur und Funktion. Berlin 1999
Geschichte (1986) Geschichte der Landesparteiorganisation der SED Mecklenburg 1945 – 1952. Hg. von den Bezirksleitungen der SED Neubrandenburg, Rostock, Schwerin. Rostock 1986
Geschichte (1970) Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Berlin (Ost) 1970
Grewolls (1995) Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern? Ein Personenlexikon. Bremen 1995
van Melis (1999) Damian van Melis: Entnazifizierung in Mecklenburg-Vorpommern. Herrschaft und Verwaltung 1945 – 1948. München 1999
Rottleuthner (1994) Hubert Rottleuthner (Hg.): Steuerung der Justiz in der DDR. Einflußnahme der Politik auf Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte. Köln 1994
SBZ (1993) SBZ-Handbuch, Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945-1949. Hg. von Martin Broszat und Hermann Weber. München 1993
SBZ (1961) SBZ-Biographie. Ein biographisches Nachschlagebuch über die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands. Bonn, Berlin (West) 1961
Sozialismus (1999) Sozialismus auf dem platten Land. Tradition und Transformation in Mecklenburg-Vorpommern von 1945 bis 1952. Hg. von D. van Melis. Schwerin 1999
Vereint (1966) Vereint sind wir alles. Erinnerungen an die Gründung der SED. Berlin (Ost) 1966
WwW (1995) Wer war wer in der DDR. Ein biographisches Handbuch. Hg. von Bernd-Rainer Barth u. a. Frankfurt/Main 1995
Mitarbeit
Die folgenden Personen haben mit Ihren Beiträgen, Einzelinformationen und/oder Korrekturen freundlicherweise zum Ausbau des MV-Data-Projekts beigetragen.
Dr. Rolf Bartusel: Trisinus GmbH, Münster
Dr. Klaus Baudis: Leiter der ehemaligen Forschungsgruppe „Geschichte des Ministeriums des Innern“ des Mecklenburgischen Landeshauptarchivs, Schwerin
Prof. Dr. Richard Bessel: University of York, York (UK)
Henrik Bispinck: Humboldt-Universität, Berlin
Dr. Jan Foitzik: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Grete Grewolls: Bibliotheksrätin, Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin
Dr. Martin Handschuck: Universität Rostock
Andreas Herbst: Diplom-Historiker, Forschungsbereich Widerstandsgeschichte an der
FU Berlin (Gedenkstätte Deutscher Widerstand)
Dr. Erika M. Hoerning: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Dr. Dierk Hoffmann: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landeshauptarchivs Schwerin, Schwerin
Prof. Dr. Joachim Mai: Greifswald
Dr. Helge Matthiesen: Waldeckische Landeszeitung, Korbach
Dr. Damian van Melis: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Jens Murken: Justus-Liebig-Universität, Giessen
Dr. Mario Niemann: Universität Rostock, Rostock
Oleg Peters: Diplomhistoriker, Berlin
Mathias Rautenberg MA: Geschichtswerkstatt Rostock e.V., Rostock
Dr. Elke Scherstjanoi: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Martin Schramm: Universität Bayreuth
Dr. Michael Schwartz: Institut für Zeitgeschichte München, Außenstelle Berlin
Dr. Andreas Wagner: Politische Memoriale e.V., Schwerin
Angrit Weber MA: Geschichtswerkstatt Rostock e.V., Rostock
Meik Woyke: Universität Hamburg, Hamburg
Gefördertes Projekt
Das Projekt wurde 1998 bis 2000 von der Fritz-Thyssen-Stiftung finanziell gefördert.